Die aktuelle Ausbreitung des Corona-Virus und die Herausforderungen auf das Gesundheitswesen zeigen dort schonungslos die Probleme des heimischen Systems und was der Spardruck anrichtet.
Sie war lange umstritten doch jetzt zeigt die Telefonhotline 1450 wie sinnvoll sie auch in Krisenzeiten ist. Zur Erinnerung: Ende des Vorjahres ging die Hotline bundesweit in Betrieb, nachdem sie zuvor in einigen Bundesländern getestet worden war. Das Ziel war hier: den niedergelassenen Bereich und vor allem die Spitalsambulanzen entlasten, indem die Patienten sich vor dem Gang zum Arzt bei speziell geschultem Personal informieren können, wo die beste Versorgung für sie ist oder ob sie überhaupt medizinische Versorgung brauchen. Genau das leistet die Nummer jetzt im Fall von SARS-Cov-2 und hilft, dass Risikopatienten nicht in die Arztpraxen gehen, sondern im Ernstfall direkt zu Hause versorgt werden können und nur im Notfall in ein Krankenhaus gebraucht werden. Im Zuge der Ausbreitung von SARS-Cov-2 ist 1450 heiß begehrt. Seit Dienstag vergangener Woche hat sich die Frequenz der Anrufe verfünf- bis versiebenfacht, wurde am Sonntagnachmittag mitgeteilt. Insgesamt funktioniere die Zusammenarbeit mit dem Ärztefunkdienst hervorragend. Dadurch sei es zu einer erheblichen Entlastung der Krankenhäuser gekommen, heißt es aus dem medizinischen Krisenstab.
Es gibt aber auch Lücken: so stellt sich etwa die Frage, wie es passieren konnte, dass ein infizierter Patient zehn Tage unerkannt im Krankenhaus liegt. Zugegeben, man kann nicht jeden Grippe-Patienten auch auf Corona testen, dennoch muss es innerhalb der Informationsketten Lücken gegeben haben. Es zeigt sich zudem auch, wie wichtig der von Ex-Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) abgeschaffte Generaldirektor für die Öffentliche Gesundheit ist. Es fehlt quasi ein Chefmediziner im Ministerium. Der soll nun wieder eingeführt werden. Bis dahin gibt es eine Taskforce unter Einbindung von Experten.
Corona zeigt aber auch: wenn wir eine gute Gesundheitsversorgung haben wollen, dürfen wir nicht nur auf die Effizienz und Kosten der Systeme schauen, sondern auch darauf was sie leisten und leisten sollen. Das wird mehr Geld kosten und auch mehr Personal brauchen. Wer das leugnet und nur versucht Kosten und letztlich Lohnnebenkosten zu senken, handelt verantwortungslos. Nicht nur den Menschen gegenüber, sondern auch der Wirtschaft. Corona zeigt nämlich auch, wie rasch eine Gesundheitskrise die Unternehmen treffen kann. Da steht es letztlich nicht dafür, Lohnnebenkosten um einen oder zwei Zehntelprozentpunkte gesenkt zu haben. (rüm)