Die Apotheker wollen künftig impfen dürfen. Die Ärzte sind dagegen. Umgekehrt wollen die Ärzte die Hausapotheken ausbauen, um die Versorgung vor Ort zu verbessern. Der Konflikt ist nicht neu. Dabei liegt die Lösung des Problems auf der Hand.
Dass die Apotheken impfen wollen, ist aus ihrer Sicht schlüssig: die Spannen sinken mit dem Preisdruck auf Medikamente, der Onlinehandel gräbt der Geschäft mit rezeptfreien Produkten ab. Die Apotheken selbst können nicht wirklich wirtschaftlich frei agieren, weil genau das eigentlich beschränkt ist. Dafür gibt es wiederum den Gebietsschutz. Apotheken sollen also Patienten unabhängig von wirtschaftlichen Interessen beraten. Das allein ist schon schwierig und wird es in wirtschaftlich engen Zeiten noch mehr. Also will man sich als niederschwelliger Berater in Gesundheitsfragen positionieren. Was liegt da – aus Sicht der Apotheker – auch näher, als selbst zu impfen, wo doch die Menschen den Impfstoff meist sowieso selbst in den Apotheken besorgen bevor sie damit zum Arzt gehen? In anderen Ländern ist das schon üblich und für die Krankenversicherungen einfach: man muss nicht mehr Geld für die angeschlagenen Apotheken in die Hand nehmen um deren Leistungen zu sichern, sondern verschiebt einfach das Geld von Ärzten zu Apotheken.
Bei den Ärzten wiederum ist das Problem ähnlich. Gerade Hausärzte stehen wirtschaftlich unter Druck, weil die Honorare in diesem Bereich in den vergangenen Jahren nicht so stark gestiegen sind, wie etwa bei Fachärzten. Das bremst den Nachwuchs und dünnt die Versorgung aus. Hausapotheken bringen da zusätzliche Einnahmen. Würde man jetzt auch das Impfen verschieben, nimmt der Druck noch mehr zu. Ein Ausgleich könnte der Ausbau der Hausapotheken sein. Das wiederum aber verschärft die Situation der Apotheken.
Der Ausweg liegt auf der Hand: es braucht eine grundlegende Strategie zur Stärkung der niedergelassenen Versorgung in allen Bereichen und deren Ausbau – und damit vor allem mehr Geld. Ärzte und Apotheken würden gut daran tun, das gemeinsam zu fordern und einen Schulterschluss zu wagen. Das könnte beiden Seiten helfen. (rüm)