Die aktuelle Gebarungsvorschau der Krankenversicherung ist da. Für 2023 wird eine hohe Verluststeigerung erwartet.
Teuerungen, Krieg und Energiekrise schlagen sich auch auf die Finanzen von Österreichs Krankenkassen nieder. Im August rechnete man noch mit einem Defizit von 337,8 Mio. Euro, nun wurde die Zahl auf 356,8 Mio. Euro korrigiert. Die Vorschau für das nächste Jahr ist nicht besser: Von einer Verringerung kann keine Rede sein, mit einem erwarteten Minus von 468,2 Mio. Euro für 2023 wäre dies sogar mehr als eine Verdoppelung gegenüber den Prognosen vom August (203,7 Mio. Euro). Peter Lehner, Co-Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, lässt sich davon aber nicht verunsichern: „Die Sozialversicherung ist auch in fordernden Zeiten das stabile Fundament und der verlässliche Systempartner”, erklärte er in einer schriftlichen Stellungnahme.
Von 2021 auf 2022 seien die Leistungen der Sozialversicherung um eine Milliarde Euro weiter ausgebaut worden und man wolle auch in Zukunft weiterinvestieren: „Wir werden unseren Weg, den wir mit der Reform gestartet sind, konsequent fortsetzen und die digitale Transformation und die Harmonisierung weiter aktiv vorantreiben“, verspricht Lehner trotz ernüchternder Aussichten für die kommenden Jahre: 2024 soll das Kassenminus 162,6 Mio. Euro betragen (August-Prognose: 91,6 Mio. Euro), 2025 dann 132,7 statt 81,7 Mio. Euro und 2026 145,0 statt 121,4 Mio. Euro. Im Vorjahr war das Defizit der Krankenkassen bei 118,3 Mio. Euro gelegen.
Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK), der bei weitem größte Träger, hat das vergangene Jahr mit einem Minus von 92,2 Mio. Euro abgeschlossen, heuer soll es auf 176,7 Mio. Euro anwachsen, 2024 sogar auf 269,5 Mio. Euro steigen (im August lag die Verlustprognose hier noch bei viel optimistischeren 45,9 Mio. Euro). Die Ausgaben für die stationäre Behandlung in Spitälern liegen in diesem Jahr bei 4,4 Milliarden Euro. Damit hat die ÖGK seit Beginn der Corona-Pandemie insgesamt 476,4 Millionen Euro Mehraufwand für Spitäler aufgebracht. Das Gesamtbudget der ÖGK liegt bei über 17 Milliarden Euro – das Defizit macht daher ein Prozent vom Gesamtvolumen aus. In einer Aussendung der ÖGK ist von unerwarteten Steigerungen aufgrund höherer Energiekosten die Rede, gleichzeitig machten sich laut Aussendung coronabedingte Nachholeffekte bei der ärztlichen Hilfe und den Heilmitteln bemerkbar. In den Folgejahren nach 2024 soll das Defizit wieder auf 113,9, 114,3 und 122,2 Mio. schrumpfen. „Unter der Voraussetzung einer stabilen Arbeitsmarktentwicklung ist für die ÖGK ab 2024 eine ausgeglichene Bilanz möglich“, heißt es abschließend.
Von Österreichs Krankenversicherungsträgern schrieb nur die Sozialversicherung der Selbstständigen (SVS), schwarze Zahlen. Nach einem Plus von 115,5 Mio. Euro im Vorjahr wird in der SVS nun aber auch für heuer ein Überschuss 15,4 Mio. Euro prognostiziert. Dieses soll sich nächstes Jahr in ein Minus von 63,5 Mio. Euro drehen, in den Jahren darauf mit 40,5, 43,2 und 37,2 Mio. Euro dann aber jeweils wieder im positiven Bereich rangieren. Die BVAEB der Beamten, Eisenbahner und Bergleute verbuchte im Vorjahr mit 141,5 Mio. Euro das größte Defizit der drei Träger. Dieses soll heuer noch auf 195,4 Mio. Euro ansteigen und dann kontinuierlich zurückgehen bis auf 60,0 Mio. Euro im Jahr 2026. (APA/kagr)