Kritik an Ärzteausbildung in den Spitälern

(c) Ärztekammer Wien/Seelig

Die Bundeskurie der angestellten Ärzt:innen der Österreichischen Ärztekammer präsentierte die Ergebnisse der Ausbildungsevaluierung 2023.

Bei der bisher größten Ausbildungsevaluierung in Österreich, die jemals durchgeführt wurde, wurden nicht nur die einzelnen Abteilungen, an denen junge Ärzt:innen ausgebildet werden, beurteilt, sondern auch die Einstellungen aller Turnusärzt:innen zu den zwei „Modulfragen“ Arbeitszeit/Teilzeitarbeit bzw. Vereinbarkeit von Ausbildung und Privatleben. Die zentralen und auch alarmierenden Ergebnisse: Es bleibt generell zu wenig Zeit für die Ärzteausbildung neben den anderen ärztlichen Tätigkeiten, auch die Vereinbarkeit von Ausbildung und Privatleben ist, so wie die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten, mangelhaft, hieß es bei der Präsentation der Bundeskurie angestellte Ärzt:innen (BKAÄ) der Österreichischen Ärztekammer.

Generell dürfte es ein massives Problem im Zeitmanagement für die ärztlichen Tätigkeiten in unseren Spitälern geben: Die ärztliche Arbeit während der vertraglich geregelten Arbeitszeit zur eigenen Zufriedenheit erfüllen zu können, wurde zwar österreichweit mit 4,04 von maximal 6 beurteilt – aber auch das ist nur bedingt zufriedenstellend. Dagegen erhielt die Dimension, die Ausbildung in der vertraglich fixierten Arbeitszeit zur eigenen Zufriedenheit erfüllen zu können, sogar nur eine Beurteilung von 3,67. „In der Schule wäre das gerade noch ein schlechtes Genügend, das kann nicht unser Anspruch sein. Es fehlt also nicht nur Zeit für die Patienten, es fehlt auch ganz massiv Zeit für die Ausbildung – wir befinden uns in einer Negativspirale, die wir schleunigst stoppen müssen. Alle Alarmglocken schrillen. So ist unsere Gesundheitsversorgung gefährdet – nicht nur jetzt, sondern vor allem für die Zukunft“, bilanzierte Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzt:innen. In manchen Bundesländern, wie etwa Wien und Vorarlberg, kam die Zeit für die Ausbildung sogar nur auf Werte von 3,41 und 3,50.

„Fazit ist, es bleibt keine Zeit zu lehren, obwohl sich die Ärzt:innen das wünschen. Das betrifft sowohl die Ärzt:innen, die lernen wollen, aber auch jene, die lehren“, bilanziert Stefan Ferenci, stellvertretender Bundeskurienobmann und Obmann der Bundessektion Turnusärzte. „Wenn wir aber unseren jungen Ärzt:innen nicht die bestmögliche Ausbildung auch in Abstimmung mit ihrem sonstigen Berufs- und Privatleben zu attraktiven Bedingungen anbieten können, werden wir sie ans benachbarte Ausland verlieren.“ Um das zu verhindern, müsse man konkrete Zukunftsperspektiven ermöglichen, wie das Zulassen moderner Work-Life-Balance Modelle, die den Anforderungen des 21. Jahrhunderts und den Bedürfnissen unterschiedlicher Lebenssituationen entsprechen. (red)