Kritik an fehlender psychischer Betreuung für Krebskranke

© New Africa – stock.adobe.com

Expert:innen fordern einen Ausbau der psychoonkologischen Versorgung und warnen vor einer steigenden Anzahl an Krebserkrankungen – vor allem bei jungen Menschen. 

Psychoonkologische Angebote sind in Österreich nicht niederschwellig genug und noch zu teuer. Zu diesem Schluss kommen der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP), die Österreichische Krebshilfe und auch Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). „Derzeit wird der Bedarf an kostenfreier ambulanter psychoonkologischer Versorgung vorwiegend von der Österreichischen Krebshilfe abgedeckt – finanziert ausschließlich aus Spenden”, erklärte Krebshilfe-Präsident Paul Sevelda bei einem gemeinsamen Termin. Jährlich erkranken in Österreich etwa 40.000 Menschen an Krebs. Ein Drittel der Krebsbetroffenen wünscht sich laut Untersuchungen der Krebshilfe psychoonkologische Unterstützung. Besonders stark betroffen sind Patient:innen, die sozioökonomisch benachteiligt sind, schlechten Zugang zu medizinischer Versorgung haben oder eine mangelnde Behandlungskohärenz aufweisen. Zudem verzeichnet die Krebshilfe einen Anstieg junger Krebspatient:innen.

„Der Bedarf an psychologischer Unterstützung für Menschen, die mit einer Krebsdiagnose leben, ist groß und wird weiter wachsen”, betonte auch BÖP-Präsidentin Beate Wimmer-Puchinger, die einen niederschwelligen und kostenfreien Zugang zu psychoonkologischen Angeboten forderte. Laut Krebsreport 2023 wird die Zahl der Krebsneuerkrankungen bis 2030 auf bis zu 50.000 jährlich anwachsen. Eine geplante Änderung des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes (ASVG), die es ermöglichen wird, klinisch-psychologische Leistungen über die Sozialversicherungsträger abzurechnen, wird von der Krebshilfe begrüßt, die erwartet das Psychoonkologie in die Regelfinanzierung aufgenommen wird.

„Mit 75 Millionen Euro unterstützen wir bereits den Ausbau von kassenfinanzierten Therapieplätzen. Ich freue mich besonders, dass hier ein Schwerpunkt auf psychoonkologische Angebote gelegt wird”, meinte dazu Gesundheitsminister Rauch, der betonte, dass körperliche und mentale Gesundheit nicht getrennt voneinander betrachtet werden dürfen. Eine Krebsdiagnose stellt in den meisten Fällen eine existenzielle Lebenskrise dar und bringt neben einer körperlichen und oftmals finanziellen auch eine psychische Belastung mit sich. Schätzungen zufolge leiden je nach Krebsdiagnose und Stadium der Krankheit 25 bis 30 Prozent aller Krebspatient:innen im Verlauf ihrer Erkrankung an einer behandlungsbedürftigen psychischen oder psychosozialen Belastung, die ihre Lebensqualität wesentlich beeinträchtigen. (red)