Wiens Patientenanwältin Sigrid Pilz hat sich den Zorn der Ärzteschaft zugezogen. Sie kritisierte, dass Arztpraxen teilweise zugesperrt worden sind. Die Ärztekammer widerspricht. Für Schutzkleidungen zeichnen sich indes Lösungen ab.
Sie kenne Fälle von Patienten, die wichtige Behandlungen oder Untersuchungen bei Zahnärzten oder Augenärzten nicht erhalten hätten. Auch bei der Diabetiker-Versorgung gebe es Schwierigkeiten, sagte Wiens Patientenanwältin Sigrid Pilz. Nicht nur Kassenordinationen, auch Wahlarzt-Praxen würden „zumachen, ohne ihren Patienten eine Alternative mitzuteilen.“ Der größte Teil der Ordinationen habe auch jetzt offen, widerspricht Ärztekammer-Vizepräsident und Obmann der Kurie der niedergelassenen Ärzte, Johannes Steinhart. Am Montag (16. März) seien in Wien mehr als 90 Prozent der Kassenordinationen niedergelassener Ärzte in Betreib gewesen. Das haben die Wiener Ärztekammer und die Sozialversicherung erhoben. Die Patientenfrequenz war allerdings sehr unterschiedlich. „Manche Ordinationen sind voller als vor der Pandemie, manche haben die Hälfte ihres Patientenaufkommens, und manche sind so gut wie leer“, schrieb die Wiener Kammer.
Pilz hatte die Ärzteschaft kritisiert, weil diese das Fehlen von Schutzausrüstung für niedergelassene Ärzte ins Treffen geführt hat. „Wir haben Schutzausrüstung, aber wir sind nicht dauernd auf eine Pandemie ausgerüstet. Das kann auch niemand verlangen“, sagt ein Arzt, der nicht genannt werden möchte, zu RELATUS. Zuvor hatten Ärzte aus ganz Österreich wiederholt von den Krankenversicherungen und der Regierung eine bessere Ausstattung mit Schutzausrüstung gefordert. Wien, Niederösterreich, die Steiermark und Oberösterreich hatten teilweise individuell versucht, Lösungen zu finden. In Vorarlberg haben Handwerksbetriebe eine spontane Solidaritätsaktion gestartet: Sie stellen Arztpraxen insgesamt über 500 Schutzmasken zur Verfügung. Laut Wirtschaftskammer handelt sich um Fahrzeugtechniker, Maler und Tapezierer, die die Masken sonst bei ihrer Arbeit anwenden. Am Donnerstag wurde zudem bekannt, dass die von Deutschland Anfang März verhängte Ausfuhrsperre für Schutzausrüstung ganz gefallen ist. Das teilte Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) mit. Somit dürfen nun OP-Masken, Handschuhe oder Schutzanzüge ins Land transportiert werden. Bereits am Mittwoch hatte Deutschland nach massiver Kritik erste Ausfuhrgenehmigungen für wichtige medizinische Schutzausrüstung erteilt.
Im Burgenland werden sämtliche Akutordinationen geschlossen. Die medizinische Versorgung zwischen 17.00 und 22.00 Uhr sei durch die sieben Visitenärzte gesichert, gab das Landesmedienservice am Mittwoch bekannt. Die Visitenärzte sind über die Nummer 141 telefonisch erreichbar. In der Steiermark haben in den vergangenen Tagen insgesamt 18 von rund 2.000 Arztpraxen wegen Infektionen von Patienten, Personal oder eines Mediziners schließen müssen. Am Mittwoch empfahl die Steirische Ärztekammer, nicht unbedingt notwendige persönliche Arzttermine über das Telefon abzuwickeln. „Die ärztliche Grundversorgung ist gewährleistet, die einzelnen Fächer und Regionen organisieren die Zusammenarbeit sehr verantwortungsvoll, um in der Corona-Krise ihre Patientinnen und Patienten bestmöglich zu betreuen“, betonte der Präsident der Steirischen Ärztekammer, Herwig Lindner. (red)