Peter Siostrzonek von der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft und Mitglied der neuen Cholesterin Allianz erklärt, worauf bei der Behandlung von erhöhtem LDL-Cholesterin geachtet werden sollte.
Sie sind Gründungsmitglied der erst kürzlich ins Leben gerufenen Cholesterin Allianz. Warum braucht es diese Allianz? Um die Cholesterinbehandlung in Österreich zu verbessern. Hier versuchen wir auf verschiedenen Ebenen anzusetzen. Wir wollen das Thema einerseits mehr an die Öffentlichkeit bringen, um die Menschen auf die Gefahren von erhöhtem LDL-Cholesterin hinzuweisen. Jeder Mensch sollte seine aktuellen Werte und seine individuellen Zielwerte kennen. Wir möchten aber auch die Ärzt:innen erreichen und sie über Fortbildungen verstärkt auf das Thema ansetzen und darüber informieren. Denn die Behandlung von erhöhtem LDL-Cholesterin sollte nicht nur so nebenbei laufen. Das Risiko einer schweren Herz-Kreislauf-Erkrankung ist sehr groß.
Was muss sich am Cholesterin-Management in Österreich ändern? Wir möchten, dass das LDL-Cholesterin als Wert bei der Blutabnahme in alle Gesundheitsprogramme sowie auch in die ELGA aufgenommen wird, damit die Daten sowohl vom Gesundheitspersonal als auch den Patient:innen gelesen werden können. Das gilt übrigens auch für andere relevante Präventionswerte wie Blutzucker. Diese Werte sollten gesondert zugänglich gemacht werden. Am besten in einer ansprechenden Form, die auch von Patient:innen verstanden wird. Ich stelle mir hier eine App mit Ampelsystem vor. Hier sucht die Allianz auch Partner aus der Industrie, um die App zu gestalten. Es wäre vernünftig, wenn dann auch die ELGA als Gesundheitspass genutzt werden könnte. Hier suchen wir auch Gespräche mit den zuständigen Stellen im Gesundheitsministerium.
Welche Empfehlungen hat die Allianz für behandelnde Ärzt:innen? Das Wichtigste bei diesem Thema ist natürlich, den LDL-Cholesterin-Wert zu ermitteln. Dann sollte man abklären, ob es Vorerkrankungen wie einen überstandenen Schlaganfall oder Gefäßschädigungen gibt. Auf Basis dessen kann dann das Risiko berechnet werden. Die Allianz will hier Hilfe bieten, die teils komplexen Leitlinien richtig anzuwenden. Auf unserer Webseite gibt es weiterführende Informationen. Der Plan ist, in Zukunft ein digitales Angebot zu schaffen, dass sowohl für Ärzt:innen als auch Patient:innen als Hilfestellung und Informationsquelle dient. Bei App sollte beispielsweise auch ein Therapieempfehlungsprogramm dabei sein. So könnten je nach individuellen Werten Handlungsvorschläge und Behandlungspfade für die Ärzt:innen angezeigt werden. Die Patient:innen sollten dann eine einfachere Version bekommen, wo sie an Untersuchungen oder die Einnahme von Medikamenten erinnert werden. Derzeit ist die Allianz noch für Expert:innen da, grundsätzlich sind alle eingeladen, denn die Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen geht uns alle an. (Das Interview führte Katrin Grabner)