LGBTIQ+ Bericht zeigt hohes Maß an Diskriminierung

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Ein aktueller Gesundheitsbericht zeichnet ein beschämendes Bild: Viele Mitglieder der LGBTIQ+ Community werden – auch von Gesundheitspersonal – diskriminiert.

Leider wenig überraschend, aber auf jeden Fall schockierend: Laut einer Umfrage des Gesundheitsministeriums würden lesbische, schwule, bisexuelle, queere, trans- und intergeschlechtliche Personen unter einem hohen Maß an Alltagsdiskriminierung leiden – was negative Auswirkungen sowohl auf psychischer als auch auf physischer Ebene zur Folge habe. Diese vom Gesundheitsressort in Auftrag gegebene Befragung war Ausgangspunkt für den LGBTIQ+ Gesundheitsbericht 2022, der nun im Nationalrats behandelt wurde. Nur 60 Prozent der 1.047 Befragten gaben an, mit ihrem allgemeinen Gesundheitszustand zufrieden zu sein, viele würden jedoch unter Depressionen leiden beziehungsweise haben daran gelitten, heißt es im Bericht. Besonders rund um ein Coming-out ist die psychische Belastung demnach groß und wird durch Diskriminierungserfahrungen verstärkt. Auch von Stigmatisierungen und Demütigungen durch Gesundheitspersonal – etwa durch unangebrachte Kommentare – sowie von aufgeschobenen medizinischen Behandlungen zur Änderung des Geschlechts wegen der bestehenden Überlastung des Gesundheitssystems wurde berichtet. Die Auswirkungen der Alltagsdiskriminierung zeigte sich auf erschreckende Weise bei der Frage, ob die Personen schon einmal Suizidgedanken hatten, worauf 80 Prozent mit „Ja“ antworteten.

Es handle sich um den ersten Bericht in dieser Form, der natürlich ausbaufähig sei, räumte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) ein. Erste Maßnahmen würden aber bereits umgesetzt, so werde man etwa mit Sensibilisierungsprogrammen reagieren. Weitere Anstrengungen lege man auf den Ausbau der Datenlage sowie auf die Verbesserung der psychosozialen Versorgung. SPÖ, Grüne, ÖVP und NEOS begrüßten den Bericht, da er die bestehenden Probleme und einen Handlungsbedarf klar aufzeige. Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) hielt in diesem Zusammenhang eine Sensibilisierung von Gesundheitspersonal für wichtig. Der Bericht sei ein guter erster Schritt, aber qualitätsmäßig noch ausbaufähig, meinte Yannick Shetty (NEOS). Viel zu wenig würde seiner Meinung nach gegen Hasskriminalität getan, die deutlich am Ansteigen sei. Auch Konversionstherapien müssten endlich unter Strafe gestellt werden. Abgeordneter Gerhard Kaniak (FPÖ) sprach von einer „schwachen Datenlage“, hielt die Tatsache, dass die Häufigkeit der psychischen Erkrankungen innerhalb der LGBTIQ+ Community massiv überproportional hoch ausfalle, aber für erschreckend. Es brauche daher wohl deutlich mehr psychosoziale und psychologische Betreuung dieser Personen sowie einen besseren Schutz der Jugendlichen vor geschlechtsverändernden Eingriffen. Ein dazu von ihm eingebrachter Entschließungsantrag bezüglich des Verbots der Off-Label-Verschreibung von Pubertätsblockern blieb in der Minderheit. (kagr/APA)