Seit April ist die Neuregelung für die Meldung von Lieferengpässen durch die Industrie in Kraft. Und sie zeigt offenbar Wirkung. Der Großhandelsverband PHAGO betont, dass man einen Sicherheitsvorrat an versorgungskritischen Arzneimitteln eingerichtet hat.
Das laufende Monitoring und das seit 1. April geltende und für die Industrie verpflichtenden „Vertriebseinschränkungsregister“ zeigt Wirkung: aktuell sind 380 Produkte mit Lieferverzögerungen und Ausfällen gemeldet. Knapp 100 davon wurden mit einem Exportverbot belegt, zeigt sich auf der entsprechenden Website der AGES. Der Verband der Arzneimittel-Vollgroßhändler PHAGO in Österreich bestätigt nun die Warnung des Apothekerverbandes vor künftigen Arzneimittelengpässen. Dieser hatte wie berichtet die Abhängigkeit von Arzneimitteln aus Asien als mittel- und langfristige Gefahr bezeichnet und einen „Wiederaufbau“ der Pharma-Produktion in Europa gefordert. Der Hauptgrund für Lieferprobleme liege in der Konzentration der Arzneimittel-Wirkstoffe auf wenige asiatische Produktions-Standorte, sagt nun auch PHAGO-Präsident Andreas Windischbauer. Daher habe die Planungssicherheit vor Ort höchste Priorität, appelliert er an die für die Arzneimittelversorgung relevanten Entscheidungsträger. Und er versichert: „Alle PHAGO-Betriebe haben einen Sicherheitsvorrat an versorgungskritischen Arzneimitteln eingerichtet.“
Der Zugriff und die regionale Verteilung an jede Apotheke in Österreich sei damit binnen weniger Stunden gewährleistet, betonen die Arzneimittel-Vollgroßhändler. In Krisenzeiten ebenso wichtig: Die beim Großhandel zur Verteilung stehende Menge an benötigten Medikamenten könne jederzeit erhoben werden. Die Gesundheitsbehörden haben somit einen schnellen Überblick über die aktuelle Versorgungslage. Das gilt insbesondere für das laufende Monitoring von potentiell versorgungskritischen Arzneimitteln, über die Indien ein Exportverbot erlassen hat. Trotzdem könne es bei einzelnen Medikamenten zu Lieferengpässen kommen.
Der Voll-Großhandel verfolgt parallel dazu mit seinem Arzneimittel-Radar die laufende Entwicklung des Arzneimittel-Bedarfs. Hier stellt er aktuell einen deutlichen Rückgang bei allen Therapiegruppen fest, den größten weiterhin bei Antibiotika (Zeitraum: Woche 16. bis 22.04.2020 im Vergleich zu 2019).
Antibiotika – 57 %
Mittel zur Regulierung des Blutdrucks – 36 %
Antidiabetika – 35 %
Cholesterinsenker – 29 %
Schmerz-Medikamente – 28 %
Psychopharmaka – 20 %
Mittel zur Behandlung
koronarer Herzkrankheiten – 2 %