Politik, Industrie, Großhandel und Apotheken suchen Lösungen, um die Versorgung mit Medikamenten sicherstellen zu können. Eine Analyse, warum das nur begrenzt gelingen kann.
Das Thema Lieferengpässe bei Medikamenten und Medizinprodukten ist nicht neu. Seit Jahren wird darüber diskutiert. Ein Register bei der AGES sollte zumindest Transparenz schaffen, was nicht verfügbar ist und wann Produkte wieder auf dem Markt sein werden. Das hat das Problem sichtbar gemacht, gelöst wurde es nicht. Nicht zuletzt weil, die Informationen nicht in Echtzeit in der Software von Ärzt:innen und Spitälern aufscheinen.
Die Ursachen für die Engpässe gehen aber tiefer. Die Industrie führt den Preisdruck an. Die EU kritisiert wiederum, dass die Industrie neue Medikamente dort zuerst auf den Markt bringt, wo sich die besten Preise erzielen lassen. Beides stimmt bis zu einem gewissen Teil, es ist aber nicht allein die Ursache. Es ist auch der Druck an den Finanzmärkten, der Unternehmen dazu zwingt, dort zu produzieren, wo die geringsten Kosten anfallen. Und das ist in China und Indien. Die Folge ist, dass Probleme auf den Transportweg, wie höhere Treibstoffkosten oder Handelshemmnisse sich ebenfalls auf die Verfügbarkeit von Medikamenten und Medizinprodukten auswirken. Wenn dann irgendwo noch eine stark steigende Nachfrage, aufgrund von Infektionswellen auftritt, lässt sich die ohne Puffer eingetaktete Just-in-time-Produktion kaum steuern.
All das ist Folge der Globalisierung. Einzelne Staaten oder Unternehmen können hier kaum noch regulierend eingreifen. Die EU versucht es nun mit Änderungen im Arzneimittelbereich mit den Prinzip Zuckerbrot und Peitsche. Ob das funktionieren wird, ist noch offen. Klar ist aber, dass es für den heutigen Herbst und Winter in jedem Fall nicht ausreichen wird. Wir werden also zumindest jetzt weiter mit Engpässen leben müssen. (rüm)