Die Wiener Ärztekammer begrüßt die Pläne zum Facharzt für Allgemeinmedizin. Zuletzt hatten die Bundesländer Widerstand angekündigt, weil sie steigende Kosten befürchten.
Die Sektion Turnusärzt:innen der Ärztekammer für Wien begrüßt die vom Gesundheitsministerium geplante Aufwertung der Allgemeinmedizin zum eigenständigen Fachgebiet. Damit verbunden ist eine Verlängerung der für die spätere Laufbahn eminent wichtigen Lehrpraxis auf zwei Jahre bzw. der gesamten Ausbildung auf fünf Jahre. Die Kritik der Bundesländer und Sozialversicherer rund um die Fachärzt:innenausbildung in der Allgemein- und Familienmedizin ist für die Sektionsleitung nicht nachvollziehbar.
Anna-Christina Kichler, 2. Stellvertretende Obfrau der Sektion Turnusärzte und selbst Allgemeinmedizinerin, pocht auf die geplante Umsetzung der langjährigen Forderung der Ärztekammer: „Eine Fachärztin, ein Facharzt für Allgemeinmedizin führt zu einer Aufwertung auf allen Ebenen: der Ausbildung, des Berufes allgemein und schließlich der Versorgung der Patientinnen und Patienten, sowohl im öffentlichen als auch im niedergelassenen Bereich.“ Zur Kritik meint Kichler: „Die Pläne sind schon länger bekannt und würden erst ab 2026 schrittweise in Kraft treten. Die verlängerte Lehrpraxis entspricht nicht nur internationalen Standards, sondern verschafft unerlässliche vertiefte Einblicke ins spätere Berufsbild.“
Auch Bernhard Schönthoner, Obmann der Sektion Turnusärzte, weist die Kritik aus den Bundesländern zurück: „Es geht nicht immer um mehr oder weniger, sondern vor allem um besser oder schlechter. Wir brauchen bessere Ausbildungsbedingungen, das sollte doch auch im Interesse der Bundesländer sein. Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung dürfen nicht als Lückenbüßer gesehen werden, sonst wandern sie ab. So entsteht der Ärztemangel, den man eigentlich vorgibt zu bekämpfen.“ Sara Zejnilovic, Stellvertretende Obfrau der Sektion Turnusärzte, betont: „Die bisherigen Bedingungen haben für viele einen Abschreckungseffekt. Deshalb ist es gut, dass eine Attraktivierung der Allgemeinmedizin stattfinden soll. Wenn die Bundesländer ihre Versorgung sicherstellen wollen, müssen sie anfangen, im internationalen Wettbewerbskontext zu denken – die Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung tun das nämlich längst.“ (red)