Eine neue Studie listet unterschiedliche Diskriminierungen in der Versorgung im Gesundheitswesen auf. Zum Teil gibt es erschreckende Ergebnisse.
Das Gesundheitswesen hat Diskriminierungsprobleme. Der Verein Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit (ZARA) widmet dem Gesundheitswesen im Rassismus Report 2024 einen Schwerpunkt und zeigt großen Handlungsbedarf. Laut Bericht werden Migrant:innen und migrantisierte Menschen in medizinischen Einrichtungen oft nicht ernst genommen – ihre Wahrnehmung des eigenen Gesundheitszustands werde infrage gestellt, ihre Beschwerden ignoriert, ihre Schmerzen bagatellisiert. Dieses Phänomen ist unter dem Begriff „Medical Gaslighting“ bekannt. Gleichzeitig zeigen laut dem Verein ZARA mehrere Studien, dass medizinische Diagnostik und Behandlungsmethoden oft auf weiße Patient:innen ausgerichtet sind – mit schwerwiegenden Folgen. So würden etwa Hautkrankheiten in Lehrbüchern fast ausschließlich auf heller Haut abgebildet, was Fehldiagnosen begünstige. Medizinische Geräte wie das Pulsoximeter, das die Sauerstoffsättigung im Blut misst, sind bei stark pigmentierter Haut oft weniger zuverlässig. Dadurch bleiben kritische Zustände bei Schwarzen Patient:innen häufiger unentdeckt. „Wenn Rassismus über die Qualität einer medizinischen Behandlung entscheidet, kann das lebensbedrohliche Konsequenzen haben“, betont Rita Isiba, Geschäftsführerin von ZARA.
Insgesamt wurden laut dem Bericht im Vorjahr in Österreich – über alle Bereiche hinweg – insgesamt 1.647 gemeldete Fälle von Rassismus dokumentiert. Mehr als jede zehnte Meldung im vergangenen Jahr betraf rassistische Vorfälle im öffentlichen Raum. Rund 61 Prozent der gemeldeten Fälle betreffen Online-Rassismus, also rassistische Hetze, Drohungen und gezielte Desinformation. Gleichzeitig beobachtet(e) ZARA eine zunehmende Verrohung des öffentlichen Diskurses, in der ausgrenzende und rassistische Rhetorik immer mehr Normalisierung und politische Anschlussfähigkeit erfährt. Im Jahr 2024 fanden 1.489 individuelle Beratungen beim Verein statt. Zusätzlich hat ZARA 480 Maßnahmen gesetzt, um Betroffene bei der Bekämpfung des erfahrenen Rassismus zu unterstützen, etwa durch das Verfassen von Interventionsschreiben, das Einbringen von Anzeigen oder die Beantragung von Entfernungen bei Online-Plattformen.
Für ZARA zeigt der Report klar, dass es sich um ein strukturelles Problem handelt. Um dem entgegenzuwirken, brauche es konsequente Maßnahmen seitens politischer Entscheidungsträger:innen, aber auch zivilgesellschaftliches Engagement. „Wir sehen in unserer Arbeit, dass es Betroffenen an wirksamen Beschwerdemechanismen und Schutzräumen fehlt“, mahnte Isiba. Aber: „Jede:r kann etwas tun: Indem man Vorfälle bei ZARA meldet, indem man sich mit Betroffenen solidarisiert oder unsere Arbeit unterstützt. Rassismus braucht eine klare Antwort!“ (kagr)
SERVICE: ZARA Rassismus Report 2024