Eine internationale Studie mit Wiener Beteiligung berichtet über Erfolge in der Therapie von Lungenkarzinomen im Frühstadium.
Pro Jahr erkranken in Österreich rund 5.000 Menschen an einem Lungenkarzinom. Auch im Frühstadium ist das Rückfallrisiko hoch, etwa 4.000 Patient:innen sterben jährlich an Lungenkrebs. Eine aktuelle internationale Studie mit Beteiligung von Wiener Expert:innen gibt nun Hoffnung: Bei Erkrankten mit einer genetisch speziellen Form von Lungenkrebs (ALK-positives Lungenkarzinom) verringert eine zielgerichtete medikamentöse Behandlung mit dem Wirkstoff Alectinib nach der Operation im Vergleich zu Chemotherapie das Risiko eines Rückfalls stark. Die Studie wurde im „New England Journal of Medicine“ publiziert. Insgesamt wurden 257 Proband:innen nach der Operation in die Studie aufgenommen (Stadium IB bis IIIA). 130 Proband:innen bekamen zweimal am Tag je eine Tablette (600 Milligramm) des ALK-Inhibitors, 127 Personen aus der Vergleichsgruppe wurden mit einem Platin-Chemotherapeutikum behandelt. Nach zwei Jahren erfolgte die Auswertung nach der Häufigkeit von Rückfällen und der Sterblichkeit. Die Ergebnisse sprechen für die zielgerichtete Therapie bei ALK-positivem Lungenkarzinom nach der Operation mit Substanzen wie Alectinib: „Der Prozentsatz der Patient:innen am Leben und ohne Rückfall betrug nach zwei Jahren in der Gruppe mit Alectinib 93,8 Prozent, in der Chemotherapie-Gruppe hingegen 63 Prozent (Erkrankte in den Stadien II bis IIIA; Anm.)“, heißt es in der Publikation. Die relative Reduktion der Rückfalls- und Todesrate betrug 76 Prozent. Auch Gehirnmetastasen und/oder Todesfälle traten unter der zielgerichteten Therapie innerhalb von zwei Jahren um 78 Prozent weniger häufig auf.
Die wissenschaftliche Studie könnte die Behandlung von Patient:innen mit ALK-positiven Lungenkarzinomen in einem noch operablen Stadium in Zukunft wesentlich verändern. Die zielgerichteten Therapeutika sind nämlich deutlich weniger mit schweren Nebenwirkungen behaftet als die Chemotherapie mit Cisplatin oder ähnlichen Wirkstoffen. Laut Maximilian Hochmair, Pneumologe und Lungenkrebsspezialist des Karl Landsteiner Instituts für Lungenforschung und pneumologische Onkologie an der Klinik Floridsdorf und Co-Autor, sprechen diese Entwicklungen auch für eine möglichst frühe Diagnose von Lungenkarzinomerkrankungen, denn: „Noch bekommt etwa die Hälfte unserer Patient:innen die Diagnose im fortgeschrittenen Stadium IV, etwa ein Drittel mit einem lokal fortgeschrittenen Tumor im Stadium III. Nur bei etwa 25 Prozent der Betroffenen wird die Krankheit im Frühstadium festgestellt“, erklärte Hochmair. (red/APA)
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