Der November steht jedes Jahr ganz im Zeichen der Männergesundheit. Conrad Leitsmann von der Universitätsklinik für Urologie der MedUni Graz erklärt, was ein Aktionsmonat bringt, und gewährt spannende Einblicke in die aktuelle Prostatakrebsforschung.
Mit der Aktion „Movember“ möchte die Movember Foundation weltweit das Bewusstsein für Prostatakrebs und andere „männliche“ Gesundheitsthemen erhöhen. Welche Bedeutung hat dieser Aktionsmonat für die Männergesundheit? Der „Movember“ hat eine enorme Wirkung auf das Bewusstsein für Männergesundheit. Durch diesen Aktionsmonat werden Themen wie Prostatakrebs, Vorsorge und Prävention in die Öffentlichkeit getragen und erhalten so die nötige Aufmerksamkeit, die es braucht, um Vorsorge und Forschung weiter voranzubringen. Für Männer ist es wichtig, ihre Gesundheit genauso ernst zu nehmen und frühzeitig zur Vorsorge zu gehen. In Graz und weltweit setzen wir alles daran, die Behandlung von Prostatakrebs zu verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu steigern, denn heutzutage muss kein Mann mehr an einem Prostatakarzinom versterben.
Was zeichnet die modernen Diagnose- und Behandlungsansätze aus? Heute werden Diagnose und Therapie von Prostatakrebs immer individueller auf den Patienten zugeschnitten. Wir berücksichtigen dabei das persönliche Risikoprofil, die Lebenssituation und die Wünsche jedes einzelnen Patienten. So reicht das Behandlungsspektrum von aktiver Überwachung und engmaschigen Kontrollen bei Tumoren mit einem niedrigen Risikoprofil beziehungsweise Aggressivität bis hin zu operativen Eingriffen oder Bestrahlung bei aggressiveren Formen. Perspektivisch werden auch genetische Tests eine noch gezieltere Behandlungsentscheidung ermöglichen und so die Versorgungsqualität weiter verbessern.
Und was gibt es hier Neues aus der Forschung an der MedUni Graz? An der MedUni Graz arbeiten wir kontinuierlich an innovativen Ansätzen zur Prostatakrebsdiagnostik und -therapie. Ein Schwerpunkt liegt derzeit auf der „Fusionsbiopsie“, einer modernen Methode zur sicheren Diagnose von Prostatakarzinomen. Hierbei kombinieren wir das multiparametrische MRT mit Ultraschallbildern, um Gewebeproben gezielter entnehmen zu können. Dies ermöglicht eine präzisere Diagnose und erhöht die Sicherheit für die Patienten. Auch kann man das MRT nutzen, um unnötige Biopsien zu vermeiden. Darüber hinaus erforschen wir die Behandlungsergebnisse aus Sicht der Patienten, sogenannte „Patient-Reported Outcomes“. Dabei analysieren wir, wie Patienten unsere Therapien wahrnehmen und welche spezifischen Bedürfnisse sie haben. Mit diesen Erkenntnissen können wir die Behandlungsansätze weiter individualisieren und die Lebensqualität der Patienten in den Mittelpunkt rücken. Hier wurde eine eigene Professur für urologische Versorgungsforschung eingerichtet.
Welche Präventionsmaßnahmen sind am erfolgreichsten? Oftmals ist von „Superfood“ wie Kürbiskernen die Rede – was ist da dran? Eine gesunde Lebensweise spielt eine wichtige Rolle, um das Risiko für Prostatakrebs zu senken. Zwar gibt es kein spezielles „Superfood“ oder eine bestimmte Sportart, die vor dieser Krebsart schützt, doch gesunde Ernährung und Bewegung unterstützen nachweislich die Gesundheit und senken das Krebsrisiko. Empfehlungen für eine krebspräventive Lebensweise umfassen eine abwechslungsreiche, mediterrane Ernährung, reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Fisch, Olivenöl und Nüssen; wenig rotes Fleisch und verarbeitete Lebensmittel sowie Alkohol nur in Maßen und ein kompletter Verzicht auf Rauchen. Letztere Faktoren erhöhen das Risiko für zahlreiche Krebsarten. Auch regelmäßige Bewegung ist wichtig. Bereits 150 Minuten moderate Aktivität pro Woche, wie Spazierengehen oder Radfahren, wirken positiv auf das Herz-Kreislauf-System und stärken das Immunsystem. Diese Lebensweise fördert das allgemeine Wohlbefinden und unterstützt die Prävention von Krebserkrankungen im Allgemeinen.
Zusätzlich zu einem gesunden Lebensstil sollten Patienten aber dennoch an die Vorsorgeuntersuchung erinnert werden, richtig? Ja. Heute setzt man auf eine risikoadaptierte Früherkennung, das heißt, die Vorsorge wird an das persönliche Risiko jedes Mannes angepasst. Männer ohne besondere Risikofaktoren sollten ab 50 Jahren zur Vorsorge, wobei dann anhand des PSA-Werts das weitere Intervall für die weiteren Kontrollen festgelegt wird. Für Männer mit erhöhtem Risiko, etwa bei familiärer Vorbelastung, wird schon ab 45 Jahren eine Vorsorgeuntersuchung empfohlen. (red)