Die Corona-Infektionszahlen steigen weiter. Jetzt häufen sich Forderungen nach Maskenpflicht zumindest im Gesundheitswesen. RELATUS hat mit dem Gesundheitsministerium gesprochen.
Auch wenn COVID-19 seit Juli nicht mehr meldepflichtig ist, wird die epidemiologische Lage weiterhin überwacht: Das Abwasser aus 48 Kläranlagen liefert einen zeitnahen bundesweiten Überblick über die Infektionslage in der Bevölkerung. Das SARI-Dashboard zeigt stationäre Aufnahmen mit schweren Atemwegsinfektionen in den österreichischen Krankenanstalten und ermöglicht so zeitnah Aussagen über deren Belastung. Die Sentinel-Surveillance, bei der Erreger in Stichproben von Patient:innen mit respiratorischen Symptomen aus dem niedergelassenen Bereich bestimmt werden, erlaubt auch eine gute Einschätzung über das Geschehen im Bereich der respiratorischen Infektionen außerhalb der Krankenanstalten.
„Sowohl das Abwassermonitoring als auch das SARI-Dashboard zeigen in den vergangenen Wochen einen Anstieg der Infektionen beziehungsweise der Aufnahmen in Krankenanstalten mit SARS-CoV-2. Die Viruslast im Abwasser befindet sich derzeit auf einem Niveau wie zuletzt im Februar dieses Jahres“, heißt es auf RELATUS-Anfrage aus dem Gesundheitsministerium. „Nach den derzeit vorliegenden Daten des SARI-Dashboards lagen die Aufnahmen auf Intensivstationen mit der Diagnose COVID-19 in den vergangenen Wochen im zweistelligen Bereich, auf Normalstationen um 700 pro Woche.“ Die Daten der Sentinel-Überwachung würden zeigen, dass SARS-CoV-2 mit einem Anteil von aktuell 30 % in den übermittelten Proben das Infektionsgeschehen im Bereich der respiratorischen Virusinfektionen dominiert.
Kärnten meldet zeitgleich Rekordwerte bei Corona-Infektionen. Laut einer Aussendung von Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ) vom Donnerstag hätten einige Regionen sogar Rekordwerte für dieses Jahr verzeichnet. Das Land befürchtet einen weiteren Anstieg der Coronafallzahlen in den nächsten zwei Wochen. Die aktuelle Häufung von Erkältungskrankheiten in der Statistik decke sich mit den Abwasserwerten. „Viele Menschen lassen sich nicht mehr testen. Daher wird ihre Coronaerkrankung als Erkältungskrankheit eingestuft“, so Prettner. Weitere Ansteckungen seien dem Umstand geschuldet, dass Betroffene mit nur mäßigen Symptomen trotzdem in die Arbeit oder in die Schule gehen würden.
Der SPÖ-nahe Pensionistenverband fordert nun eine Rückkehr der kostenlosen Coronatests. Konkret sollen wieder fünf Antigentests pro Monat und Person gratis in Apotheken abgeholt werden dürfen, heißt es in einer Aussendung. Derzeit würde eine Packung mit zehn Antigentests zwischen 15 und 20 Euro kosten, rechnet Pensionistenverbandspräsident Peter Kostelka vor. Viele hätten Corona, würden es nicht wissen und damit zur Verbreitung beitragen, begründet Kostelka die Forderung. In Deutschland führen erste Kliniken wieder eine Maskenpflicht ein. Der Wiener Molekularbiologe Ulrich Elling warnt davor, dass Österreich aktuell gerade auf „eine der höchsten Covid-Wellen jemals“ zusteuert. Derselbe Trend zeichne sich in mehreren europäischen Ländern ab, sofern entsprechende Daten vorliegen, schreibt Elling auf dem Kurznachrichtendienst X. Er rät dazu, frisch geimpft zu sein, Maske zu tragen, und Rücksicht zu nehmen.
Das Gesundheitsministerium setzt hingegen weiter auf Eigenverantwortung. „Mit der Einführung verpflichtender Schutzmaßnahmen ist angesichts der guten Immunität in der Bevölkerung sowie der aktuell kursierenden Varianten nicht zu rechnen. Spitäler und Arztpraxen können aber im Rahmen ihres Hausrechts entsprechende Vorkehrungen treffen.“ Tests zur Abklärung des Verdachts einer COVID-19-Infektion seien im Rahmen der ärztlichen Behandlung bei niedergelassenen Ärzt:innen kostenlos möglich. Zusätzlich hätten Apotheken den rechtlichen Rahmen erhalten, Tests durchzuführen. „Diese sind allerdings kostenpflichtig“, teilt eine Sprecherin von Gesundheitsminister Johannes Rauch mit und ruft ebenfalls zu Impfungen auf. Nachsatz: „Auch mit den bekannten Hygienemaßnahmen wie regelmäßigem Lüften, Händewaschen und dem Tragen von Masken in vulnerablen oder stark besuchten Bereichen kann man sich und seine Mitmenschen vor einer Ansteckung schützen.“ (rüm)