Zahlreiche Menschen haben sich bei der Volksanwaltschaft wegen fehlender Versorgungsstrukturen für ME/CFS-Betroffene beschwert. Diese fordert nun Hausbesuche als Standardvorgehen.
Die Versorgung von Menschen mit einer postviralen Erkrankung wie ME/CFS ist weiterhin stark ausbaufähig. Laut Volksanwaltschaft haben sich zahlreiche dieser Patient:innen beschwert, weil sie keine entsprechende medizinische Versorgung zur Bekämpfung und Linderung ihrer Krankheit erhalten. Beispielsweise wurden manche davon von öffentlichen Stellen wie der für Berufsunfähigkeitsbescheinigungen zuständigen Pensionsversicherung PVA zu Begutachtungsuntersuchungen vorgeladen – die weite Anfahrt hätte zu Verschlechterungen geführt. Viele Erkrankte können das Haus nicht mehr verlassen, müssen in verdunkelten Zimmern liegen und könne nicht sprechen, weil all dies zu anstrengend ist.
Die Beschwerden bei der Volksanwaltschaft dürften aber gefruchtet haben: „In letzter Zeit ist die PVA einigen Patient:innen entgegengekommen, die sich an die Volksanwaltschaft gewandt hatten. Am Samstag konnten wir in der ORF-Sendung ‚Bürgeranwalt‘ berichten, dass die PVA einer Betroffenen ohne Begutachtung, nur auf Basis ärztlicher Befunde, die Berufsunfähigkeitspension zuerkannt hat. Das ist sehr zu begrüßen“, berichtet Volksanwalt Bernhard Achitz (SPÖ). In einem bestimmten Fall wurde nach Einschreiten der Volksanwaltschaft auch ein Hausbesuch für die Begutachtung angeboten. Auch Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hatte die Vorgangsweise der PVA und anderer Einrichtungen kritisiert.
Reaktionen auf die Bürgeranwalt-Sendung lassen laut Achitz Zweifel aufkommen, dass die PVA auch in den Fällen so vorgeht, in denen die Volksanwaltschaft nicht aktiv wurde. „Ich appelliere an die PVA, aber auch an andere öffentliche Stellen, dass Hausbesuche bei ME/CFS-Betroffenen zum Standard für nicht transportfähige Patient:innen werden – auch in den Fällen, wo sich niemand an die Volksanwaltschaft gewandt hat“, fordert der Volksanwalt. Er begrüßt auf der anderen Seite, dass Wien und Salzburg angekündigt haben, spezielle Anlaufstellen für ME/CFS-Betroffene zu schaffen, und auch das von Gesundheitsminister Rauch initiierte nationale Referenzzentrum für postvirale Erkrankungen als zentrale Plattform für die Wissensvermittlung und als Schnittstelle für den Austausch zwischen Forschung und Praxis. (kagr)