An österreichischen Kliniken – allen voran Graz – wird eine selbststeuernde Insulinpumpe für Kleinkinder mit Diabetes Mellitus Typ 1 bis zum Volksschulalter getestet. Bei Erwachsenen sind solche Systeme bereits im Einsatz.
Typ-1-Diabetes tritt oft schon im Kindes- und Jugendalter auf und die Betroffenen sind auf eine lebenslange strikte Insulintherapie angewiesen, denn heilbar ist die Erkrankung bisher nicht. Alleine in Österreich sind rund 1.500 Kinder davon betroffen, teilte die Meduni Graz am Dienstag in einer Aussendung mit. Ein smartes System zur automatischen Regelung des Blutzuckerspiegels soll den Kindern das lästige Prozedere – Blutprobe nehmen, Insulinmenge berechnen und spritzen – nun ersparen und falsche Insulingaben verhindern. „Die Anzahl der Neuerkrankungen an Typ-1-Diabetes hat in den letzten Jahrzehnten im Kindes- und Jugendalter stark zugenommen“, betonten die beiden Grazer Studienleiterinnen Elke Fröhlich-Reiterer und Julia Mader die Wichtigkeit der Innovation. Entsprechende Systeme für Erwachsene wurden bereits entwickelt. Sie bestehen aus drei wesentlichen Komponenten: Einer Einheit mit Sensor zur kontinuierlichen Glukosemessung, einer Insulininfusionspumpe und einem Algorithmus als Berechnungsbrücke zwischen Glukosekonzentration und der entsprechenden Insulinabgabe. Wenn das System selbstständig funktioniert, spricht man von einem „Closed Loop System“.
Mit einem Projektvolumen von rund 4,9 Millionen Euro für drei Jahre erforschen europäische Wissenschafter die Anwendung eines solchen „Closed Loop System“. für ganz junge Patienten im Alter von einem bis zu sieben Jahren. Für die Behandlung älterer Patienten hat das System bereits die CE-Kennzeichnung erhalten. „Aufgrund der kontinuierlichen Glukosemessung wird automatisch die aktuell benötigte Menge an Insulin berechnet und von der Pumpe automatisiert abgegeben“, erklärten die Grazer Expertinnen die grundsätzliche Funktion. Das System wurde an der University of Cambridge (UK) entwickelt. Herzstück ist eine auf einem Smartphone installierte App, die anhand der vom Glukosesensor gemessenen und übermittelten Blutzuckerwerte die optimale Menge an Insulin berechnen kann. Die Hauptstudie startete kürzlich an der Meduni Graz. Unter anderem sind auch die medizinischen Universitäten Innsbruck und Wien, sowie die Universitäten in Leipzig, Cambridge, Leeds und Edinburgh Teil des Forschungsnetzwerkes. (APA)