Wir müssten nicht mehr Schlusslicht in Europa sein. Wir hätten schon ein Jubiläum feiern können: Denn mit Mai 2018 hätten Gastronomiebetriebe die Rauchfreiheit gewährleisten müssen, wäre die bereits im Jahr 2015 beschlossene Novelle zum Nichtraucherschutzgesetz nicht gekippt worden …
881.692 Österreicherinnen und Österreicher haben das „Don’t smoke“-Volksbegehren unterschrieben, Fachgesellschaften und Experten untermauerten mit Daten und Evidenz das präventive Potenzial von Rauchfreiheit. Genützt hat das alles leider nichts. Die ÖVP/FPÖ-Regierung schwenkte auf die Meinung ihres Vizekanzlers, und ihre präventionsbekennende Gesundheitsministerin machte einen Rückzieher und wollte lieber „den Gastwirten die Gastfreundlichkeit nicht verbieten“ … Vergessen war die Prävention, man folgte der Argumentation des Vizekanzlers und sprach von „Wahlfreiheit“ und von „Selbstbestimmungsrecht“. Wo die Wahlfreiheit der meisten Passivraucher – allen voran des passivrauchenden Gastronomiepersonals – liegen sollte, blieb offen, vermutlich im Berufswechsel?
Die wirksamste gesundheitspräventive Maßnahme, die in ganz Europa funktioniert, war nichts für Österreich. Zwar sind die Zusammenhänge zwischen Lungenkrebs und Rauchen als Hauptrisikofaktor hinlänglich belegt: 11.000 bis 14.000 Österreicher sterben nach Expertenmeinung jährlich an den Folgen des Rauchens, darunter 1.000 Passivraucher. Längst zeigen harte Daten aus anderen EU-Ländern, dass durch Nichtraucherschutzbestimmungen in der Gastronomie die Herzinfarktrate ebenso reduziert wird wie die Frühgeburtenrate.
Doch Evidenz und Expertise zählten nicht. Was Krebshilfe, Ärztekammer, nationale und internationale Fachgesellschaften und Experten belegten, blieb ungehört.
Bleibt zu hoffen, dass Expertenwort nun wieder Gehör findet, immerhin haben wir jetzt eine Expertenregierung …
(Susanne Hinger, redaktionelle Leitung Ärzte Krone)