Ärzte- und Apotheker orten einen wachsenden Einfluss von privaten Unternehmen und privatwirtschaftlichem Denken im Gesundheitswesen. Und sie lehnen das mit überwiegender Mehrheit ab, zeigt eine aktuelle RELATUS-Umfrage.
Kommt es zu einem Ausverkauf der Versorgung und wachsender Konkurrenz – etwa im Onlinehandel – oder belebt Wettbewerb das Geschäft? Für Ärzte und Apotheker ist die Frage klar: 88% sind der Meinung, dass privatwirtschaftliches Denken den Druck auf Beschäftigte und Patienten erhöht und die Versorgung verschlechtert. Gewinnmaximierung rücke damit ins Zentrum. Nur 12% sind umgekehrt der Meinung, dass die bestehenden Strukturen im Gesundheitswesen verkrustet sind und private Akteure das aufbrechen, modernisieren und billiger machen können.
Tatsächlich zeigt sich immer deutlicher, dass private Unternehmen in den Gesundheitsbereich drängen. Das Interesse am Gesundheitsmarkt kommt international betrachtet vor allem durch branchenfremde Unternehmen: Von Baukonzernen, Versicherungen, über Supermärkte bis zu Investmentfonds reichen die Beispiele, die sich schon in vielen europäischen Ländern zeigen. „Die Gesundheit hat eine Eigenheit, die auf Unternehmer sehr verführerisch wirkt: Die Menschen werden unabhängig von der Konjunktur krank“, erklärte zuletzt Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres. Das verspreche stabile Umsätze und Gewinne.
Auch bei den Apotheken gab es zuletzt Debatten über die Beteiligungsgrenze des Großhandels. „Bei den Apotheken ist es üblich, mit Partnern – vor allem aus dem Großhandel – zu kooperieren. Dabei ist es wichtig, dass die Apotheken ihre Unabhängigkeit vom wirtschaftlichen Partner behalten. Denn nur so ist sichergestellt, dass sie nach pharmazeutisch-fachlichen Kriterien, entsprechend dem Berufsethos des freiberuflichen Apothekers geführt werden“, betonte zuletzt Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr. Durch die Beteiligungsgrenze sei gewährleistet, dass die endgültige Entscheidung immer in der Hand des Konzessionärs, dem Apotheker, liegt.
Hier wird man wohl die neue Bundesregierung und die neue Spitze der Krankenversicherungen in die Pflicht nehmen müssen – ebenso wie die Bundesländer als Spitalsträger. Nicht zuletzt, weil all deren externe Berater aus der Privatwirtschaft kommen, und die Entwicklungen in anderen Staaten zeigen, dass diese eben letztlich mehr Wettbewerb in den Systemen empfehlen. (rüm)