In den kommenden Wochen ist RELATUS MED in den Bundesländern unterwegs und fragt, welche Herausforderungen es jeweils im ärztlichen Bereich gibt und wie versucht wird, ihnen zu begegnen.
Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer Steiermark, erklärt im RELATUS-Ländertour-Interview, warum eine Vier-Tage-Woche für den niedergelassenen Bereich wichtig ist.
Vor welchen Herausforderungen steht die steirische Ärzt:innenschaft derzeit? Die große Herausforderung ist der Versorgungmangel, den es nicht nur, aber auch in der Steiermark, gibt. Wir müssen die Berufsausübung für alle, die im Akutbereich arbeiten, erträglicher machen. Es geht um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie Das ist die größte Herausforderung in den Spitälern genauso wie in der Niederlassung. Ein Weg führt über die Bezahlung, das ist aber nicht der einzige. Es darf aber nie vergessen werden: Bezahlung ist nicht nur Geld, sondern auch Maßstab für die Wertschätzung.
Wie erleben Sie in der Steiermark die Debatte um den Ärzt:innenmangel? Unter dem Mangel leiden die Patient:innen und die Ärzt:innen. Erstere, weil sie sich um ihre medizinische Versorgung Sorgen machen müssen, zweitere, weil sich immer mehr Arbeit auf immer weniger Schultern verteilt, nicht nur im ärztlichen, sondern auch im Pflegebereich. Im niedergelassenen Bereich gibt es erste Schritte zur Verbesserung durch einen verbesserten Kassenvertrag. Im Spitalsbereich stehen wir guten Kontakt mit dem Land, um die Gehalts- und Arbeitsbedingungen positiv zu verändern. Ich wünsche uns eine Steiermark, in der niemand in ein anderes Bundesland übersiedeln möchte, weil dort die Bedingungen besser sind. An der Erreichung dieses Ziels müssen wir gemeinsam arbeiten. Mit einer verständigen Gesundheitspolitik an unserer Seite.
Auf Bundesebene wird viel über die Aufgabenverteilung zwischen Ärzt:innen und Apotheker:innen diskutiert (Bsp: Impfen, Hausapotheke). Dazu kommen Lieferengpässe bei Medikamenten. Wie ist die Situation in der Steiermark?Die Medikamentenabgabe durch Ärzt:innen ohne Umwege ist der schnellste und sicherste Weg zur richtigen Arznei für die Patient:innen. Durch absurde Entfernungsregelungen ist aber die Zahl der ärztlichen Hauspotheken in den vergangenen Jahren um ein Viertel zurückgegangen. Dabei macht das Medikament vom Arzt die Gesundheitsversorgung ökologischer, günstiger und patientenfreundlicher. Es ist auch ein Mittel zur Linderung des Lieferengpasses bei Medikamenten. Von Ärztin oder Arzt bekommen die Patient:innen ein Medikament, das hilft und das es auch gibt. Was das Impfen betrifft: Die Verabreichung der Impfung können Apotheker:innen lernen. Sie können aber nicht feststellen, ob jemand geimpft werden darf und sie können nicht das medizinisch Richtige tun, wenn jemand eine Impfung schlecht verträgt. Dafür brauchen sie eine Ärztin oder einen Arzt. Und Kinder wollen die meisten Apotheker:innen gar nicht impfen, weil sie ihre Grenzen kennen.
Es wird in der Steiermark immer wieder über integrierte Versorgung gesprochen. Wie sehen Sie diesen Ansatz der Versorgung? Ich bin sehr für integrierte Versorgung. Wir, Ärztinnen und Ärzte, wissen, dass für eine umfassende Patient:innenversorgung auch andere Gesundheitsberufe an unserer Seite brauchen. Die anderen Gesundheitsberufe sollten aber niemals vergessen, wie wichtig die Ärztinnen und Ärzte sind. (Das Interview führte Katrin Grabner)