Die telefonische Krankschreibung hat nicht zu einem Anstieg der Krankmeldungen geführt. Arbeitgebervertreter in der ÖGK hatten das befürchtet und das System gekippt. Die Ärztekammer fordert nun eine Neueinführung, um Ärzte und Patienten vor Infektionen zu schützen.
Es gab keinen Missbrauch durch telefonische Krankschreibung – durch diese Aussage von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in einer Anfragebeantwortung fühlt sich die Ärztekammer in ihrer Kritik am Aus für die Lösung bestätigt. „Es gab keine Beschwerden zur telefonischen Krankmeldung, es sind der ÖGK keine Missbrauchsfälle oder auch nur Missbrauchsversuche bekannt und die Zahl der Krankenstände ist nicht gestiegen, sondern sogar gesunken – all das ist nun verbrieft und bestätigt unsere eigenen Erfahrungen.“ So kommentiert Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, eine entsprechende parlamentarische Anfragebeantwortung durch das Gesundheitsministerium.
„Das Argument des Missbrauchs, das unserer Ansicht nach immer schon auf tönernen Füßen stand, ist nun völlig entkräftet – es spricht weiterhin nichts dagegen, die Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung für alle Patientinnen und Patienten sofort wiedereinzuführen und mindestens bis Jahresende beizubehalten“, fordert Steinhart und ergänzt: „Bei der Einführung der telefonischen Krankschreibung war es der ÖGK noch sehr wichtig, dass Menschen auch im Falle einer anderen Erkrankung möglichst wenig Außenkontakt haben, um ein weiteres Risiko zu reduzieren. Ich wüsste nicht, was sich daran grundlegend geändert hätte.“ Dass sich ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer jüngst medial für Bürokratieabbau ausgesprochen habe, sei durchaus lobend zu erwähnen. „Wenn es ihm wirklich ernst mit dem Abbau von Bürokratie ernst ist – wir sind dabei“, sagt Steinhart: „Wir können mit der telefonischen Krankschreibung gleich anfangen.“ Man werde dieses bewährte Instrument besonders in diesem Herbst unbedingt brauchen, um die Ordinationen zu schützen, sagt Steinhart: „Gerade wenn verschiedene Krankheiten mit ähnlichen Symptomen auftreten, ist die Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung ein wesentliches Hilfsmittel, um Patientinnen und Patienten sowie Ärztinnen und Ärzte zu schützen.“ (red)