Mit RELATUS bis zur Nationalratswahl top-informiert über die Ideen der Parteien. Die Redaktion vergleicht die Programme und spricht mit den Gesundheitssprechern der Parteien.
Der medizinische Fortschritt wird immer teuer. Die Gesundheitsausgaben in Österreich (gemessen am BIP) stagnieren. Wie soll die Politik darauf reagieren? Mit einer Zusammenführung bestimmter Funktionen wie etwa der gemeinsamen Bestellung gewinnt das Gesundheitssystem an Verhandlungsmacht gegenüber Pharmaunternehmen. Außerdem meinen wir, dass kooperative Formen wie Gemeinschaftspraxen, Primärversorgungseinheiten und Kooperationen unterschiedlicher Gesundheitsberufe die Kosten zwar nicht reduzieren, aber bessere Leistungen für dasselbe Geld ermöglichen. Grundsätzlich wird aber auf Grund des technischen Fortschritts früher oder später jedenfalls die Frage zu stellen sein, wie weiter Geldmittel ins System kommen. Die Grünen lehnen jede Erhöhung von Selbstbehalten oder Kostenanteilen für Versicherte ab, da diese den Zugang zu notwendigen Gesundheitsleistungen erschweren und Folgekosten verursachen. Es wird unumgänglich sein, mehr an öffentlichen Mittel aus dem Budget einzusetzen. Diese haben aber auch erhebliche Rückflusseffekte, etwa über höheren Konsum oder höhere Steuer- und Beitragseinnahmen.
Die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum wird immer schwieriger. Was sind die Gründe und welche Lösungsansätze sehen Sie? Um die regionale Versorgung mit Ärzten und anderen Gesundheitsdienstleistungen zu sichern braucht es ein Bündel an Maßnahmen: Ausbildungsplätze für Allgemeinmediziner aufstocken und verpflichtende Lehrpraxis in extramuralen Ordinationen für alle Medizinstudenten anbieten, Unterstützung bei Praxisgründungen und Bildungsangebote für Selbstständigkeit, verbesserte Kassenverträge – weg von reinen Einzelleistungshonoraren mit Limits hin zu Kostendeckenden Grundpauschalen mit regionalen Zuschlägen, verbesserten Arbeitsbedingungen durch Unterstützung bei Nacht- oder Wochenenddiensten, Beispiel: HÄND Hausärztlicher Notdienst mit dem Roten Kreuz in OÖ, Ausbau von Primär-Versorgungs-Zentren, Gesundheitszentren oder flexibleren Zusammenarbeitsformen – auch mit Krankenhäusern. Die Grünen treten für eine Finanzierung aus einem Topf ein.
Wie soll die Prävention gestärkt werden? Wir wollen, dass der Schwerpunkt auf Prävention körperlicher und psychischer Gesundheitsprobleme liegt und nicht nur auf deren Behandlung. Hierzu könnten Best Practice Beispiele, etwa aus Dänemark in den Bereichen Integration von Gesundheitsförderung und Prävention in den kurativ ausgerichteten Bereich der Krankenversorgung (z. B. Primärversorgung), noch stärker verbreitet werden. Für die Grünen sind in der Gesundheitspolitik und dem Kampf gegen Krankheit allerdings wesentlich umfassendere Maßnahmen notwendig als nur die auseichende Versorgung mit Medikamenten und gute medizinische Infrastruktur. Gesundheitspolitik muss als Querschnittmaterie verstanden werden. Dazu braucht es einen holistischen Ansatz. Um die Gesundheit der Bevölkerung zu erhalten, brauchen wir viel weitreichendere Maßnahmen, wie: Aktiver Klimaschutz und nachhaltige Landwirtschaft: Hitzerekorde, verpestete Luft und schmutziges Wasser sind genauso Gesundheitsrisiken wie pestizidbelastete Lebensmittel. Durch Stress, ungesunde Lebensmittel und einen schlechteren Zugang zu medizinischer Versorgung macht Armut nachweislich krank. Wir müssen Armut bekämpfen, beginnend bei den Schwächsten in unserer Gesellschaft: den Kindern. Gute Arbeitsbedingungen fördern: Schlechte Arbeitsbedingungen machen krank. Daher fordern wir eine Kürzung der Arbeitszeit, besseren Arbeitnehmerschutz, sowie eine Reduktion gesundheitsschädlicher Einflüsse am Arbeitsplatz, wie Lärm- und Staubbelästigungen und Nichtrauchen am Arbeitsplatz. (Das Interview führte Martin Rümmele)
Relatus-Wahlserie – Bisher erschienen:
Das Gesundheitsprogramm der Grünen
Das Gesundheitsprogramm der Liste JETZT
Das Gesundheitsprogramm der NEOS
Das Gesundheitsprogramm der FPÖ
Das Gesundheitsprogramm der SPÖ
Das Gesundheitsprogramm der ÖVP