In Wien setzen sich die Stadt, die Ärztekammer und der Gesundheitsverbund gemeinsam gegen Sexismus und Benachteiligung in der Ärzt:innenschaft ein.
In den vergangenen Monaten haben Ärztinnen Sexismus-Vorwürfe publik gemacht. In der Ärzt:innenschaft sind Berichten zufolge Frauen öfters sexistischen Kommentaren, körperlichen Übergriffen, aber auch einer strukturellen Benachteiligung, wenn es um Beförderungen oder Ähnliches geht, ausgesetzt. Um dem entgegenzuwirken, haben sich nun das Referat für Frauenpolitik sowie die Ombudsstelle für Mobbing, Gewalt, Sexismus und Rassismus der Ärztekammer für Wien mit Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und der Gender- und Diversitätsbeauftragten des Wiener Gesundheitsverbunds (WiGev), Zeynep Arslan, getroffen und mögliche Lösungen besprochen.
Zu den Vorschlägen gehörten unter anderem die Stärkung von Beschäftigten durch die Abschaffung von Kettenverträgen insbesondere bei Ärztinnen in Ausbildung, standardisierte Bewerbungsprozesse mit einem 6-Augen-Prinzip oder verpflichtende Schulungen für alle Mitarbeiter:innen – insbesondere in jenen Abteilungen, in denen sich Meldungen von sexistischem Verhalten häufen. Weiters wurden die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Ärztinnen in Ausbildung und auch Möglichkeiten zur Verbesserung von Beruf und Familie ausführlich besprochen.
Antonia Greb, Leiterin des Referats Frauenpolitik in der Ärztekammer für Wien, bedankt sich bei Hacker und Arslan und betont: „Sexismus ist vielschichtig und ein strukturelles Problem, leider auch im Gesundheitswesen. Wichtig ist jetzt neben der konsequenten Bekämpfung sexistischer Ausfälle, dass die Stärkung von Arbeitnehmerinnen – etwa bei Schwangerschaft oder während des Bewerbungsprozesses – vorangetrieben wird!“ Zentral sei, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gestärkt werde, meint auch Julia Harl, stellvertretende Leiterin des Referats Frauenpolitik: „Darin sind wir uns mit der Stadt und dem WiGev einig. Themen wie ausgeweitete Kinderbetreuung, Ausbau von Teilzeitstellen oder flexible Arbeitszeitmodelle sind für Kolleginnen entscheidende Faktoren, um langfristig im Spitalsbetrieb zu bleiben. Hier gibt es noch einiges an Nachholbedarf.“
Stadtrat Hacker schließt sich an: „Für Sexismus ist in einem modernen Spital einfach kein Platz. Ich fand es sehr mutig, wie die Kolleginnen aus der Ärztekammer Wien an die Medien gegangen sind und diese Initiative präsentiert haben. Deshalb habe ich rasch einen gemeinsamen Termin ermöglicht, um ihre Vorschläge gemeinsam zu diskutieren und sie in ihrem weiteren Weg zu bestärken. Die Gender- und Diversitätsbeauftragte des Wiener Gesundheitsverbunds wird die Gespräche mit ihnen fortführen, um diesen Austausch weiter voranzutreiben und die gemeinsamen Ergebnisse werden selbstverständlich alle Wiener Spitäler betreffen.“
In den vergangenen Jahren wurden laut Arslan im WiGev viele Maßnahmen wie „zielgruppenspezifische Schulungen für die rund 30.000 Mitarbeiter:innen der Unternehmung realisiert“. Neben einem Vorstandsentscheid, einer Dienstanweisung und Prozessanleitung im Umgang bei Vorfällen konnten bis dato einige hundert Führungskräfte und Personalist:innen gezielt trainieren. (kagr)