Die Österreichische Ärztekammer hat in einer Pressekonferenz Maßnahmen für den zukünftigen Umgang mit Gesundheitsdaten präsentiert.
„Wir haben ein herrliches Schnitzel vor uns, bekommen zum Essen aber nur einen Löffel, so stellt sich der Umgang mit ELGA im Ordinationsalltag oft dar“, schilderte Dietmar Bayer, stellvertretender Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte die aktuelle Situation in einer Pressekonferenz. Zahlreiche Anwendungen der elektronischen Gesundheitsakte würden zwar viel Potenzial und technische Spitzenklasse mitbringen, allerdings mangle es dann gewaltig an der Umsetzung. Ärzt:innen müssten eingebunden werden, betonte Bayer. Ein Positivbeispiel sei für ihn der e-Impfpass, der mit tatkräftiger Unterstützung der Ärzteschaft in nur einem halben Jahr auf Schiene gebracht wurde.
Unverständlich sei nach wie vor, warum gleich drei staatliche IT-Firmen an der Entwicklung von e-Projekten im Gesundheitswesen arbeiten: „Das ist, als ob man drei Gesundheitsministerien hätte, die alle mit unterschiedlichem Wissenstand unterschiedliche und manchmal auch überlappende Bereiche abdecken“, kritisierte Bayer. Aktuell gebe es die ELGA GmbH, die zu je einem Drittel Bund, Länder und Sozialversicherung gehört, die IT-SV, eine Tochter der SV-Träger und die SVC, die eine hundertprozentige Tochter des Dachverbands ist. „Aber wir haben auch den Fall, dass zum Beispiel die ELGA GmbH für die e-Medikation zuständig ist, während wiederum das e-Rezept ein Projekt der SVC ist. Dass diese Konstellation gerade in der aktuellen Situation, in der das e-Rezept die e-Medikation als Tool für die kontaktlose Medikamentenverschreibung ablöst, Probleme mit sich bringt, kann sich wohl jeder vorstellen“, erklärte Bayer.
Die elektronische Gesundheitsakte (ELGA) sei nach wie vor alles andere als eine deutliche Arbeitserleichterung, sagte Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. Ärz:tinnen würden viel zu viel Zeit vor dem Computer mit der Suche von Befunden und weiteren Daten verbringen. Die Folge: „Umfragen unter Spitalsärzten zeigen immer wieder, dass mehr als 70 Prozent ELGA nicht als nützlich oder hilfreich wahrnehmen.“ Die Idee der elektronischen Gesundheitsakte sei richtig, sie müsse nur gut umgesetzt werden, sagte Mayer, der 2007 noch erklärte hatte, dass er aufgrund des bürokratischen Aufwandes keine Daten in ELGA einspeisen wollen. Man könne im Laufe der Zeit schlauer werden, meinte er nun, wünscht sich aber, dass andere Gesundheitsberufe Daten einpflegen und Ärzt:innen so entlasten.
Harald Schlögel, geschäftsführender Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer, betonte einmal mehr, dass die Ärzteschaft der Digitalisierung aufgeschlossen gegenüberstehe. Als Hauptanwender von digitalen Tools bräuchten Ärzt:innen Werkzeuge, die funktional, zuverlässig, sicher und nützlich sind. Das sei nur gewährleistet, wenn die Anwender auch in die Entwicklung eingebunden werden. (rüm)