Jährlich sterben 1,3 Millionen Menschen durch resistente Erreger. Die „stille Pandemie“ könnte sich bis 2050 auf zehn Millionen Todesopfer ausweiten.
Weltweit waren im Jahr 2019 etwa 1,3 Millionen Todesfälle direkt auf gegen Antibiotika resistente Erreger zurückzuführen. Bis 2050 könnten sogar jedes Jahr zehn Millionen Menschen durch resistente Keime sterben, wenn nichts unternommen wird. Auf diese „stille Pandemie“, machte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Freitag anlässlich des Europäischen Antibiotikatages aufmerksam. In Österreich gibt es einen Nationalen Aktionsplan zur Antibiotikaresistenz. „Wir müssen in der Tierhaltung, aber auch in der Behandlung von Krankheiten beim Menschen weg vom übermäßigen und falschen Einsatz von Antibiotika.“ Der Nationale Aktionsplan habe bereits „zu greifbaren Erfolgen geführt“. Das Auftreten von MRSA sei seit mehreren Jahren rückläufig. Im Bereich Veterinärmedizin gebe es einen Rückgang der Antibiotika-Vertriebsmengen. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC hatte wie berichtet rund 35.000 Todesfälle pro Jahr im EU/EWR-Gebiet durch antibiotika-resistente Bakterien gemeldet.
Eine neue globale Studie, die zum Auftakt der World Antimicrobial Awareness Week (WAAW) vom 18. bis zum 24. November präsentiert wurde, zeigt eine hohe Abhängigkeit von Antibiotika bei der Behandlung von Atemwegserkrankungen wie Halsschmerzen. Die Studie Sore Throat & Antibiotic Resistance (STAR), die von der Global Respiratory Infection Partnership (GRIP) und Reckitt, Herstellern von Strepsils, in Auftrag gegeben wurde, ergab, dass mehr als die Hälfte der befragten Erwachsenen in den vergangenen sechs Monaten Antibiotika gegen Atemwegserkrankungen wie Halsschmerzen eingenommen hatten, obwohl Antibiotika in 9 von 10 Fällen von Halsschmerzen nicht wirksam sind. Infektionen der oberen Atemwege sind die Hauptursache für den weltweiten Antibiotikamissbrauch bei Erwachsenen.
An der nächsten Generation von Antibiotika, die mit neuen Wirkmechanismen multiresistente Bakterien in Schach halten sollen, wird zwar geforscht, aber der Erfolg lässt auf sich warten, informierte der Verband der pharmazeutischen Industrie (Pharmig) in einer Aussendung. Zum Einsatz dürfen sie nur sparsam kommen, etwa als Reserve für den Notfall. Dabei ist ihre Entwicklung ebenso komplex wie kostenintensiv. „Langfristig gesehen, werden innovative Anreizmodelle notwendig sein, um die Forschung zu stimulieren“, empfahl Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog in Richtung der Politik. (red)