Neue Guidelines für Behandlung von Komplikationen bei Hirntumoren

Das Gehirn kann von einer Vielzahl von verschiedenen Tumorarten betroffen sein, die zu schwerwiegenden Komplikationen wie epileptischen Anfällen, Hirnschwellungen oder Blutungen und Thrombosen führen können. Bisher fehlten einheitliche Standards zur Diagnostik und Therapie dieser Beschwerdebilder.

Nun hat ein internationales Forscher-Team, bestehend aus Experten der führenden onkologischen Gesellschaften ESMO (European Society for Medical Oncology) und EANO (European Association of Neuro-Oncology) neue, weltweite Guidelines und Standards für die Behandlung dieser Komplikationen verfasst, die im Top-Journal „Annals of Oncology“ (Impact Factor 18.2) erschienen sind. Matthias Preusser, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie (Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien) hat diese internationale Leitlinie als EANO-Präsident initiiert und als Letztautor federführend koordiniert.

„Rund 18 Millionen Menschen weltweit erkranken jährlich an Krebs, bei jedem bzw. jeder zweiten Betroffenen mit fortgeschrittenen Tumoren kommt es, insbesondere bei Lungen-, Brust- oder Hautkrebs, zu Absiedelungen ins Gehirn. Durch die Breite dieses Feldes sind die neuen Richtlinien von immenser Bedeutung“, erklärt Preusser. „Daher haben sich auch die beiden größten Gesellschaften zusammengetan, um einheitliche Standards zu erarbeiten.“ Mit Hilfe von Algorithmen und zahlreichen Abbildungen wurde ein Referenzwerk zum Nachschlagen geschaffen, um es zu ermöglichen, dass Patienten auf der ganzen Welt dieselbe, hochqualitative Behandlung von Komplikationen bei Hirntumoren erhalten. Fragestellungen wie „wie reagiert man bei Schwellungen des Gehirns?“ oder „was ist bei einem epileptischen Anfall oder bei neurokognitiven Einschränkungen zu tun?“ werden von den interdisziplinär zusammengesetzten Autorgruppe bis ins Detail behandelt.

„Diese von uns nun erstellten Guidelines sollen durch die Möglichkeit, diese überall auf der Welt anwenden und umsetzen zu können, zu einer deutlichen Steigerung der Patientensicherheit führen“, betont Preusser, der gleichzeitig als Co-Autor auch an einer Leitlinie zur richtigen Behandlung von Gliomen (spezielle Hirntumoren des Zentralnervensystems) mitgearbeitet hat, welche nun im Top-Journal „Nature Reviews Clinical Oncology“ (Impact Factor 53.2, https://doi.org/10.1038/s41571-020-00447-z) veröffentlicht wurde.

Studie: „Neurological and vascular complications of primary and secondary brain tumours: EANO-ESMO Clinical Practice Guidelines for prophylaxis, diagnosis, treatment and follow-up.“ P. Roth, A. Pace, E. Le Rhun, M. Weller, C. Ay, E. Cohen-Jonathan Moyal, M. Coomans, R. Giusti, K. Jordan, R. Nishikawa, F. Winkler, J.T. Hong, R. Ruda, S. Villà, M.J.B. Taphoorn, W. Wick & M. Preusser, on behalf of the EANO Executive Boar* and ESMO Guidelines Committee. DOI: 10.1016/j.annonc.2020.11.003. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33246022/