Gesundheitsministerium und ÖGK melden bereits 300 Interessent:innen für die zu Jahresende fixierten 100 zusätzlichen Kassenstellen. Die Ärztekammer sieht weiterhin Lücken.
Das Interesse an den von der Bundesregierung angekündigten 100 zusätzlichen Kassenstellen ist offenbar enorm: Erst Mitte Dezember lud die Österreichische Gesundheitskasse Interessent:innen ein, sich zu melden. Für jede dieser Kassenstellen wurde ein Startbonus von bis zu 100.000 Euro geschaffen, um die Erstausstattung der neuen Ordinationen zu unterstützen. Nun gibt es bereits 300 Interessent:innen. Geschaffen werden vor allem Stellen für Allgemeinmedizin sowie Kinderärzt:innen. Auch Stellen für Gynäkologie, (Kinder-)Psychiatrie, Augenheilkunde sowie Haut- und Geschlechtskrankheiten werden neu eingerichtet. Zudem gibt es einen Bundesländerschlüssel.
„Rund 100 Allgemeinmediziner:innen und 200 Fachärzt:innen haben bisher Interesse gezeigt. Das ist deutlich mehr als wir erwartet haben“, berichtet der Generaldirektor der ÖGK, Bernhard Wurzer. Auf der Website der ÖGK www.meine-eigene-praxis.at können sich auch weiterhin Interessent:innen vormerken lassen. Die ÖGK geht dabei wie berichtet einen neuen Weg. Es werden nicht einzelne Stellen ausgeschrieben, sondern mit Interessent:innen optimale Stellen gesucht. Mindestens 50 neue Kassenstellen sind für die Fächer Allgemeinmedizin, Kinder- und Jugendheilkunde sowie bei besonderem regionalen Bedarf Innere Medizin vorgesehen. Die Hälfte soll in Primärversorgungseinheiten eingerichtet werden. Weitere 50 Kassenstellen sind für die Fachgebiete Gynäkologie, (Kinder-)Psychiatrie sowie Augenheilkunde und Haut- und Geschlechtskrankheiten vorgesehen. Hier handelt es sich um Bereiche, in denen die kassenärztliche Versorgung ausgebaut werden soll. Die genaue Aufteilung in den jeweiligen Bundesländern erfolgt basierend auf den regionalen Gegebenheiten durch die Sozialversicherung.
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) zeigten sich über die Nachrichten aus der ÖGK erfreut. „Die Österreichische Gesundheitskasse hat gezeigt, dass die Richtung stimmt“, zeigte sich auch Moritz Mitterer, Vorsitzender der Dienstgeber-Kurie in der ÖGK-Hauptversammlung und Bundesgeschäftsgeschäftsführer des Wirtschaftsbundes Österreich über das rege Interesse erfreut. Ralph Schallmeiner, Gesundheitssprecher der Grünen, kritisierte indes FPÖ-Gesundheitssprecher Gerhard Kaniak: „Alle Vorschläge der FPÖ drehen sich einzig um die Stärkung der Privatmedizin und in Richtung mehr Wahlärzt:innen. Die ‚kleinen Leute‘ um die sich die FPÖ angeblich kümmert, hätten davon nichts.“
Die Ärztekammer sieht die Nachrichten zwar ebenfalls positiv, Bundeskurienobmann Edgar Wutscher mekrt aber an, dass unabhängig von den 100 zusätzlichen Kassenstellen nach wie vor fast 300 Stellen unbesetzt sind. Und diese unbesetzten Stellen dürften auch durch die aktuellen Bewerbungen nicht ignoriert werden, betonte Wutscher. Die Problematik sei eine tiefgreifende, die nur mit einem ganzen Maßnahmenpaket lösbar sei. Außerdem lasse sich aus der Bewerberzahl allein noch nicht beurteilen, wie zielgenau die Bewerbungen seien, ergänzte Dietmar Bayer, stellvertretender Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. Denn diese zeige nicht, wie viele davon Allgemeinmediziner und in den Regionen, in denen gesucht wird, verfügbar sind oder wie viele überhaupt die geforderten Kriterien für eine Kassenarztstelle erfüllen. (rüm)