Neue Medikamentenliste bei postviralen Syndromen

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Postvirale Erkrankungen wie Post Covid können derzeit nur symptomlindernd behandelt werden. Neu ist eine Off-Label-Liste der ÖGK mit Medikamenten für postvirale Zustände. 

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) hat in Zusammenarbeit mit dem Referenzzentrum für postvirale Syndrome der MedUni Wien eine neue Off-Label-Medikamentenliste für postvirale Zustände oder auch ME/CFS veröffentlicht. Sie können von Ärzt:innen verschrieben werden und die Kasse trägt die Kosten. Neben einer Stabilisierung der Patient:innen kann mit einer symptomlindernden Behandlung in vielen Fällen auch eine Verschlechterung der Erkrankungen verhindert werden, betonten Kathryn Hoffmann und Eva Untersmayr-Elsenhuber, Leiterinnen des Referenzzentrums. Als Patient:in müsse man allerdings leider akzeptieren, dass die Entwicklung von neuen Therapien Zeit brauche. 

Die Abklärung und auch Verschreibung kann beim Hausarzt beziehungsweise der Hausärztin oder bei Fachärzt:innen erfolgen. Als Beispiel nennt Untersmayr-Elsenhuber das Mastzellaktivierungssyndrom, das oft als Komorbidität bei Post Covid oder auch ME/CFS vorliegt. Hier könnten etwa Antihistaminika verschrieben werden. Wichtig sei aber immer die klinische beziehungsweise labordiagnostische Diagnosestellung. Dies gelte etwa auch für orthostatische Dysregulation (wie etwa POTS – einer Fehlfunktion des autonomen Nervensystems mit starkem Pulsanstieg in sitzender oder stehender Position). Diese kann mittels eines einfachen, aber etwas zeitaufwendigen Schellong-Tests nachgewiesen werden. „Wenn die Zeit vorhanden ist, wäre es natürlich wünschenswert, dass das auch eine Hausärztin beziehungsweise ein Hausarzt durchführen kann“, meinte die Expertin. 

Hausärzt:innen sollten auch weiterhin die ersten Ansprechpartner:innen bleiben. Freilich wäre es nötig, dass die aufwendige und zeitintensive Diagnostik von postviralen Erkrankungen auch finanziell abgedeckt wird. Für speziellere Fälle und komplexere Fragestellungen, die vom hausärztlichen Bereich nicht abgedeckt werden können, brauche es spezialisierte Behandlungsstellen, die von Patient:innenvertreter:innenund auch Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) gefordert wurden – und im Zuständigkeitsbereich der Bundesländer liegen. Auch gab Untersmayr-Elsenhuber zu bedenken, dass es für Betroffene, die wenig Energieressourcen haben, schwer bis unmöglich ist, die nötigen vielen verschiedenen Fachärzt:innen, Labore oder Untersuchungseinrichtungen aufzusuchen – „es wäre wünschenswert, wenn diese vielfältigen Wege dann vereinfacht werden in einer Behandlungsstelle.“ Auch Telemedizin und Hausbesuche müssten mitgedacht werden. Bisher gab es nur in Salzburg einen entsprechenden Beschluss für die Einrichtung einer solchen Behandlungsstelle, im Burgenland eine Willenserklärung der Politik. „Es gibt Gespräche in mehreren Ländern“, sagte dazu Untersmayr-Elsenhuber. Da multidisziplinär gearbeitet und behandelt werden müsse, sei dies „schon eine große Herausforderung“. (red/APA)