Neue Warnungen vor Cyberangriffen im Gesundheitssektor

Im Zuge der Corona-Impfstoffoffensive mehren sich die Warnungen vor möglichen Cyberangriffen. Am Mittwoch kam eine derartige weltweite Warnung von Interpol. In Österreich wurde die Anmeldeseite für Antigentests lahmgelegt.

„Während sich Regierungen darauf vorbereiten, den Impfstoff zu verbreiten, planen kriminelle Organisationen, in die Versorgungsketten einzudringen oder sie zu unterbrechen“, warnt Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock. Dabei sind die befürchteten Cyberangriffe auf Impfstofffirmen oder die komplizierten Versorgungsketten mit der notwendigen Lagerung und Lieferung von Millionen teilweise sehr stark zu kühlenden Präparaten nur die Spitze des Eisberges. Denn Sicherheitsbehörden verzeichnen generell stark steigende Hacker-Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen.

Die Motive der Hacker sind sehr unterschiedlich. Mal geht es schlicht um Erpressung, indem Server manipuliert, stillgelegt und erst gegen Zahlung einer hohen Geldsumme wieder entsperrt werden. Mal wollen Firmen oder Staaten geistiges Eigentum erbeuten – was in Sicherheitsbehörden als ein mögliches Motiv auch hinter Cyberattacken auf Pharmafirmen gesehen wird. Mal geht es darum, einfach nur Schaden anzurichten – als eine Art hybride Kriegsführung.

Dass nun auch Impfstoff-Firmen und die Impf-Logistikketten in der weltweiten Corona-Pandemie angegriffen werden könnten, wirft ein besonderes Schlaglicht auf das Thema. Erst am Montag meldete das US-Unternehmen Americold, das Kühlungssysteme etwa für Impfstoffe herstellt, dass es bei einem gemeldeten Cyber-Angriff am 16. November keinen Schaden gegeben habe. „Wir sehen, dass zahlreiche Biotech-Unternehmen, die an einem Impfstoff für Covid-19 arbeiten, von vielen verschiedenen Hackern vermehrt ins Visier genommen werden. Dazu gehören Akteure, die normalerweise nicht an geistigem Eigentum interessiert sind“, sagt John Hultquist vom IT-Sicherheitsunternehmen FireEye. Der US-Softwarekonzern Microsoft reiht sich in die Reihe der Warner ein. In der Coronakrise komme es deutlich häufiger zu Cyber-Angriffen.

Am Mittwoch wurde auch Österreichs Anmeldeplattform für die Corona-Massentests wegen Datenleck-Gefahr vom Netz genommen. Wenn man auf www.oesterreich-testet.at ging, war zu lesen: „Aktuell werden Wartungsarbeiten durchgeführt. Die Seite ist in Kürze wieder erreichbar. Bisherige Anmeldungen bleiben aufrecht. Danke für Ihr Verständnis!“ Außerdem hat sich am Mittwoch herausgestellt, dass eine telefonische Anmeldung gar nicht möglich ist. (red/APA)