Forschungen der MedUni Wien zeigen, welche Rolle der Darm bei Eisenmangel spielt, und liefern so neue Therapieansätze.
Fast ein Drittel der Weltbevölkerung leidet unter Eisenmangel, besonders betroffen sind vor allem Frauen. Dennoch konnte die Wissenschaft bisher nicht ausreichend klären, warum es manchmal selbst trotz eisenreicher Ernährung zu einem Mangel kommt. Ein Forschungsteam der Medizinischen Universität Wien liefert nun neue Ansätze und lenkt die Aufmerksamkeit auf den Darm. Studienergebnisse zeigen, dass bestimmte Immunzellen (Makrophagen) im Zwölffingerdarm (Duodenum) die Eisenaufnahme kontrollieren. „Wir konnten feststellen, dass die Makrophagen im Duodenum das Eisentransportmolekül Transferrin gleichsam wegfressen. Somit bleibt das Eisen in den Darmzellen und kann nicht mehr in den Blutkreislauf gelangen“, erläutert Erstautorin Nyamdelger Sukhbaatar. Die Untersuchungen zeigten auch, dass Nahrungsaufnahme, Fasten oder eine Darminfektion die Zellen aktivierten.
Die Autor:innen sprechen von einem „echten Paradigmenwechsel“ und erhoffen sich neue Ansätze für die Eisenmangel-Therapie. Derzeit wird untersucht, ob die Makrophagen im Darm und deren Regulation von Transferrin auch bei entzündlichen Darmerkrankungen, Darminfektionen oder Magenschleimhautentzündungen gestört sein könnten. Potenzielle therapeutische Ansätze gebe es bereits: Im Tiermodell konnten klinisch zugelassene Medikamente (mTOR-Hemmer oder Serinproteaseblocker) die Mengen von Transferrin erhöhen und die Eisenverfügbarkeit für den Organismus wiederherstellen. Weitere Studien sollen zeigen, ob sich die Behandlungsmethode auch für Menschen eignet. Ein ausgeglichener Eisenhaushalt ist wichtig, um Blutarmut (bei Mangel) oder Organschäden durch überschüssige Eisenablagerungen zu vermeiden – dafür sollten täglich ungefähr ein bis zwei Milligramm Eisen über die Nahrung zugeführt werden. Die Studienergebnisse wurden im Fachjournal „Blood“ publiziert. (kagr/APA)
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