Bei der Therapie von Darmstrikturen freuen sich Forschende der MedUni Wien über den erfolgreichen Einsatz eines neuartigen nuklearmedizinischen Tracers.
Darmstrikturen, also schmerzhafte Engstellen im Darm, sind typisch bei Morbus Crohn. Diese Engstellen führen zu krampfartigen Schmerzen und Verdauungsproblemen und müssen daher so gut wie immer behandelt werden. Während rein entzündliche Verengungen sehr gut auf medikamentöse Therapien ansprechen, erfordern fibrotische, also mit irreversiblen Gewebeveränderungen einhergehende Engstellen operative Eingriffe. Häufig liegen jedoch Kombinationen von Entzündung und Fibrose in unterschiedlichem Ausmaß vor.
Patient:innen, die an der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn leiden, mussten sich bis jetzt damit abfinden, dass die schmerzhaften Darmstrikturen nicht zielführend behandelt werden konnten, da es bislang kein bildgebendes Verfahren, mit dem eine therapierelevante Differenzierung einer Entzündung der Darmwand und einer Fibrose möglich ist. Ein Forschungsteam der MedUni Wien veröffentlichte nun aber vielversprechende Studienergebnisse: Auf der Suche nach genauen bildgebenden Verfahren wurde im Rahmen der interdisziplinären Forschungsarbeit der MedUni Wien an der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin erstmals ein neuartiger nuklearmedizinischer Tracer angewendet.
Dieser sogenannte FAPI-Tracer bindet spezifisch an das Fibroblast-Activating-Protein (FAP) der Bindegewebszellen, die in der erkrankten Darmwand zu Fibrose führen. Unter Verwendung des neuen Tracers konnte mit Hilfe des diagnostischen Verfahrens PET-MRT eine sehr gute Korrelation der molekularen Bildgebung mit dem pathologischen Ausmaß der Fibrose nachgewiesen werden. Selbst die Unterscheidung zwischen einer moderaten und einer schweren Darmwandfibrose wurde möglich, was für die Therapieentscheidung eine Rolle spielt. „Mit der von uns entwickelten molekularen Bildgebung könnten in Zukunft jene Patient:innen frühzeitig identifiziert werden, die von einer operativen Intervention profitieren, um ihnen damit eine bei Fibrostenosen weniger wirksame medikamentöse Therapie ersparen zu können“, fasst Co-Studienleiter Michael Bergmann von der Klinischen Abteilung für Viszeralchirurgie der Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie der MedUni Wien das große Potenzial der Forschungsergebnisse zusammen. Die Studienergebnisse wurden kürzlich im renommierten Fachjournal „Radiology“ publiziert. (kagr)
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