Erfahrene Spitalsärzte äußern in einem neuen Buch Kritik an Entwicklungen im Gesundheitswesen und zeigen potenzielle Lösungen auf – gegen Ökonomisierung und Industrialisierung der Medizin.
Im neuen Buch „Im kranken Haus – Ärzte behandeln das Gesundheitssystem“ (Ueberreuter) bieten renommierte Ärzte Rezepte gegen die Ökonomisierung und Industrialisierung der Medizin an. „In Österreichs Gesundheitssystem herrschen verstörende Zustände. Die ganze Tragweite werde erst in der Gesamtschau klar“, sagen Rudolf Likar (Vorstand Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin am LKH Klagenfurt), Herbert Janig (Klinischer und Gesundheitspsychologe FH Kärnten und ehemals Universität Klagenfurt), Georg Pinter (Vorstand Altersmedizin am Klinikum Klagenfurt) und Rudolf Waldenberger (Herzchirurg und Gesundheitsökonom). „Es gibt eine todsichere Methode, wie gesunde Menschen in der Sekunde krank werden: Sie müssen nur ein Krankenhaus besuchen oder zum Arzt gehen. Als Ärzte des Vertrauens dürfen wir Ihnen einen guten Rat geben: Gehen Sie nie in ein Krankenhaus, wenn es nicht wirklich notwendig ist. Wer es gesund betritt, geht mit einer Diagnose wieder raus. Jeder bekommt seine Diagnose, jeder.“ Genau das sei aber der Fehler im System.
Die Fachleute wenden sich insbesondere gegen die Ökonomisierung der Medizin. Die Politik sei endlich gefordert: „Auf der anderen Seite können Arztpraxen kaum noch wirtschaftlich überleben, ohne am Fließband zu behandeln. Insgesamt gehen dem österreichischen Gesundheitssystem die Ärzte aus. Es lohnt sich nicht eine Kassenordination zu eröffnen, was wiederum zu einer völligen Überlastung der Spitäler führt.“ Der Machbarkeitswahn produziere horrende Kosten und fragwürdige Erfolge auch gegen den Willen von Patienten. (APA)