Schweizer Forschende der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) haben ein Pflaster entwickelt, mit dem sich Darmverletzungen verkleben und abdichten lassen.
Das vom Schweizer Team entwickelte Pflaster vernetzt sich mit dem Darmgewebe, bis keine Flüssigkeit mehr durchkommt, wie das Forschungsinstitut am Donnerstag mitteilte. Dadurch sollen keine Verdauungssäfte und keimbeladene Nahrungsrückstände mehr vom Darm ins Blut gelangen. Das im Fachmagazin „Advanced Functional Materials“ vorgestellte gummiartige Pflaster besteht aus vier Acryl-Substanzen, die für eine stabile Bindung an die Schleimhaut, eine Ausbildung von Netzwerken, eine Stabilität gegenüber Verdauungssäften und Wasserdichtigkeit sorgen. Dabei reagiere der Verbundstoff selektiv mit Verdauungssäften, die aus Darmwunden entweichen könnten, quelle auf und schließe umso dichter, schrieb die Empa.
Bisherige, im Operationssaal verwendete Eiweißpflaster lösen sich zu schnell auf, wenn sie mit Verdauungssäften reagieren und halten nicht immer dicht. „Leckagen nach Bauchoperationen gehören auch heute noch zu den besonders gefürchteten Komplikationen“, sagte die Empa-Forscherin und ETH-Professorin Inge Herrmann. In Laborexperimenten zeigte sich, dass das neu entwickelte Pflaster eine bis zu zehnmal höhere Haftfähigkeit aufweist als herkömmliche Pflegematerialien. „Weitere Analysen ergaben zudem, dass unser Hydrogel das Fünffache der maximalen Druckbelastung im Darm aushält“, erklärte der Empa-Forscher Alexandre Anthis. (APA)
Fachartikel: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/adfm.202007099