Der letzte Gegner von Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart wirft das Handtuch und geht. Und er teilt noch einmal kräftig aus – vor allem gegen niedergelassene Kassenärzte.
Nach monatelangen personellen Turbulenzen in der Wiener Ärztekammer hat der letzte im Präsidium verbliebene Steinhart-Gegner, der Vizepräsident und Kurienobmann der angestellten Ärzt:innen Stefan Ferenci, seinen Rücktritt in Aussicht gestellt. Per Mail hat er diesen Schritt für die nächste ordentliche Kuriensitzung am 20. Februar 2024 angekündigt, wie mehrere Medien berichten. Damit gibt er auch das Amt des Vizepräsidenten ab, das für den Kurienobmann reserviert ist. Mit dem angekündigten Rücktritt folge er dem Wunsch von Frau und Kindern, so die Begründung des streitbaren Ärztevertreters.
Ferenci war mit den in der Zwischenzeit ebenfalls zurückgetretenen Eric Randall Huber und Frederic Tömböl nicht nur als Kritiker Steinharts aufgetreten, sondern hatte sich auch auf Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) eingeschossen. Eine geplante Streikwelle in Wiens Spitälern entwickelte sich allerdings nicht zu einem Flächenbrand, sondern blieb im Sommer auf die Notaufnahme der Klinik Ottakring beschränkt. Ein Streik im Herbst wurde abgeschwächte auf eine Demonstration. Zuletzt hatte Ferenci für Aufregung gesorgt, nachdem er Präsidiumskollegin Naghme Kamaleyan-Schmied vorgeworfen haben soll, sie habe das Mindset eines Mullahs. Diese Äußerung führte zu empörten Rücktrittsforderungen.
Ferenci gibt sich allerdings auch im Rücktritt kämpferisch. Er werde sich aber weiter für die Interessen der Spitalsärzt:innen einsetzen, heißt es in dem Schreiben, in dem er auch kritisiert, dass zuletzt die Interessen der „kleinen Gruppe der Kassenärzt:innen“ zu sehr im Fokus der Wiener Ärztekammer gestanden seien. Die angestellten Ärzt:innen stellten 60 Prozent der Kammermitglieder und müssten dementsprechend vertreten werden, betonte Ferenci.
Er hoffe, dass seine Nachfolge „den selbstbewussten und, wenn notwendig, kämpferischen Weg“ weiter fortsetzen werde. Ob der auf Antrag Ferenci’s im Mai eingesetzte Politik- und Strategieberater Rudi Fussi die Kurie weiter beraten wird, war am Dienstag unklar. Ebenso unklar war, ob Ferenci auch seine Ämter als 1. Obmannstellvertreter der Bundeskurie angestellte Ärzt:innen und als Bundesobmann der Sektion Turnusärzte in der Österreichischen Ärztekammer zurücklegen wird. Die Wiener Ärztekammer befindet sich wie berichtet bereits seit dem Frühjahr in Turbulenzen, Hintergrund sind Vorwürfe rund um die Beschaffungsplattform Equip4Ordi (E4O), eine ausgelagerten Tochtergesellschaft der Kurie der niedergelassenen Ärzte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dieser Causa wegen des Verdachts der Untreue, Begünstigung und des schweren Betrugs. (rüm/APA)