Es sei nicht mehr möglich, eine ungestörte Routineversorgung zu leisten und daneben die COVID-19-Patienten zu versorgen, warnten oberösterreichische Spitalsärzte. 91 % der für COVID-19 reservierten Intensivbetten waren belegt.
Es sei jetzt absehbar, dass das System bis an die Grenze belastet wird. Das sagten Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Linzer Kepler Uniklinikum (KUK) und Jens Meier, Vorstand der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin ebendort, am Montag in einem JKU-Corona-Update mit Rektor Meinhard Lukas. Lamprecht sprach von der größten Herausforderung für das Gesundheitswesen seit dem Krieg. Im Frühjahr habe es am KUK ein bis zwei Stationen für COVID-19-Patienten gegeben, jetzt seien es sieben. Zwei Intensivstationen seien ganz, eine dritte zur Hälfte gefüllt, so Meier, der betonte, dass Spezialisten nicht unbeschränkt verfügbar seien. Es gab schon Engpässe in Krankenhäusern, die Patienten werden über das Land verteilt.“ Man behelfe sich mit interdisziplinären Ärzteteams, die Herausforderung für die Pflege sei enorm.
Meier ging davon aus, dass 100 zusätzliche Intensivbetten kommen. Die Einschnitte dafür seien beachtlich, aber noch seien dringende und onkologische Eingriffe durchführbar, planbare Eingriffe wurden schon quer durch alle Abteilungen verschoben. Lamprecht gab zu, sich vieles gar nicht vorstellen zu wollen und pochte darauf, dass „sehr einfache Maßnahmen wie Abstand halten, Hygiene und Mund-Nasenschutz tragen die Ausbreitung des Virus verhindern“. „Es ist notwendig, mit weniger Personen und schlechterer technischer Ausstattung mehr Patienten zu versorgen“, erklärte Meier. Von einer „beinharten Triage aus der Katastrophenmedizin“ sei man noch weit entfernt, man wolle diese „mit zusätzlichen Betten und einer Spreizung der Leistung vermeiden, ich bin mir aber nicht sicher, ob wir das verhindern können, wenn die Maßnahmen aus dem Lockdown nicht greifen“. Den Unterschied zwischen SARS-CoV-2 und der Influenza erklärte Lamprecht einfach: Wegen Influenza seien noch nie die Grenzen der Belastbarkeit im Gesundheitswesen erreicht oder Krankenhausstationen geschlossen worden. „Jetzt hat es uns voll erwischt“, so Lamprecht. Die Mortalität auf ICU liege bei 50 %. (APA)