Nur wenige Wochen nachdem die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) aus den neun Gebietskrankenkassen hervorgegangen war, musste sie sich der Coronakrise stellen. Glaubt man Generaldirektor Bernhard Wurzer, ist die Bewährungsprobe gelungen.
Man habe etwa das papierlose Rezept oder Telemedizin-Visiten etabliert. Auch bei der Corona-Impfung hätte man einen österreichweiten Beitrag leisten können, zeigte er sich Donnerstagabend vor Journalisten überzeugt. „Wir haben letztes Jahr mehr erreicht als wir uns eigentlich vorgenommen haben“, sagte Wurzer. Vor allem die Digitalisierung sei durch die Anforderungen der Pandemie vorangetrieben worden. Dass etwa Ärzte nun telemedizinisch zu ihren Patienten kommen können, wie in 66 Pilotordinationen in Oberösterreich und Salzburg, sei „mit Sicherheit die Zukunft“, die demnächst in weiteren Ländern kommen soll. Aus Kundensicht ebenso wichtig sei aber, dass die ÖGK-Büros in den Landeshauptstädten jetzt auch am Freitagnachmittag offen haben und Check-in-Expressschalter bieten. Innerhalb kürzester Zeit, sogar noch bevor die Rechtsgrundlage durchs Parlament war, habe man auch die Abrechnung der Gratis-Coronatests in den Apotheken auf die Beine gestellt gehabt. Ähnlich werde es mit der Verteilung der Tests für zu Hause ab nächster Woche sein.
„Warum geht das? Weil wir nicht mehr koordinieren müssen zwischen den Trägern. Wir haben nicht mehr neun Silos, die unabhängig arbeiten und koordiniert werden müssen“, sagte Wurzer. Früher sei es trotz Eidesschwüren der Funktionäre mit der Einheitlichkeit von Regeln oft nicht weit her gewesen. Heute gebe es je Bereich nur noch einen Verantwortlichen. Entscheidungen könnten schneller, effizienter und einheitlicher getroffen werden; die Umsetzung erfolge dann dezentral über die Landesstellen. Die Befürchtung, dass durch die Wiener Zentrale alles „langsam, schrecklich, unpersönlich“ werde, hat sich aus seiner Sicht nicht bewahrheitet.
Auch bei der Abwicklung der Corona-Impfung hätte die ÖGK so ein einheitliches, die Bundesländer übergreifendes Handeln bieten können, etwa was die nun unterschiedlich gehandhabten Anmeldeprozeduren betrifft. „Man hätte es anders machen können. Jetzt jonglieren wir halt mit unseren Kompetenzen“, meinte er auf Nachfrage: „Ich glaube, die Bundesländer machen es sehr gut, halt nicht einheitlich.“ In Kärnten laufe nun aber ohnehin fast die gesamte Impfaktion über die ÖGK-Gesundheitszentren. Als ganz großes Thema bezeichnete Wurzer die Kassenfinanzen. Zwar habe man 2020 eine schwarze Null geschafft. Corona werde aber für eine „Parallelverschiebung“ der Beitragseinnahmen sorgen, während die Ausgaben bald wieder auf das Vorkrisenniveau oder höher steigen dürften. Für 2021 wird daher ein Minus von 160 Millionen Euro erwartet. (red/APA)