Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) will mit der Ärztekammer neue Modelle entwickeln, sagt ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer im RELATUS-Interview.
Wie groß ist der Ärzt:innenmangel überhaupt? Das ist ein politisch verfestigter Begriff, wo es einerseits heißt, dass wir einen Mangel haben und andererseits, dass es immer mehr Wahlärzt:innen gibt. Ich glaube nicht, dass wir einen Mangel haben, sondern ein Verteilungsproblem. Durch das veränderte Arbeitszeitgesetz hat sich im Krankenhaus viel getan und manche Ärzt:innen machen sich neben ihrem Job im Spital selbstständig. Eine andere Sache ist, dass wir bei manchen Stellen Probleme haben, diese zu besetzen.
Warum? Vor allem deshalb, weil die individuellen Unterschiede bei den Stellen so groß sind, und in einem Gesamtvertragssystem nicht alles berücksichtigt werden kann. Meist scheitert das an den Rahmenbedingungen, nicht an den Umsätzen: Wo liegt eine Ordination? Gibt es Schulen? Wie sieht die Infrastruktur aus? Die Frage ist also das Umfeld und die Situation jeder einzelnen Stelle. Das muss man sich individuell anschauen und individuelle Lösungen entwickeln. Da sind uns aber manchmal aufgrund der Gesamtvertragslogik die Hände gebunden, genauso wie übrigens auch der Ärztekammer. Wenn wir bei einer Stelle mit einer bestimmten Lösung helfen würden, kommen sofort andere Ärzte zur Kammer und wollen das auch – selbst, wenn es in ihrem Fall gar nicht nötig ist.
Was sind die nächsten Schritte im Hinblick auf Ärzt:innenmangel? Wir führen bereits Gespräche mit der Ärztekammer – auch was den bundesweiten Gesamtvertrag betrifft. Es gibt aber individuelle Bedürfnisse der einzelnen Ärzt:innen – manche möchten sich nicht mit Bürokratie oder mit Buchhaltung beschäftigen, sondern sich auf die Patient:innen konzentrieren. Sie möchten Arzt sein. Das sehen wir und haben da schon erste Modelle umgesetzt. Hier wollen wir auch die nächsten Schritte machen wie etwa das „Susi-Sorglos-Paket“, wo wir Ärzt:innen anbieten, dass sie nur Arzt sein können und der Rest von jemandem für sie übernommen wird. Das muss natürlich finanziert werden, aber das ist eine Erleichterung und die Ärztin oder der Arzt können sich um den Patienten kümmern.
Das Interview führten Martin Rümmele und Katrin Grabner
Das gesamte Interview finden Sie in der kommenden Ausgabe der Ärzte Krone.