Nach Angaben der EU-Kommission sind mittlerweile 70 % der Erwachsenen in der Staatengemeinschaft vollständig geimpft. Österreich kann bei weitem nicht mithalten – hier sind erst 58,3% geimpft.
„Die Zeit für Maßnahmen ist gekommen“, sagte der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Thomas Szekeres am Donnerstagabend in der ZIB 2. Die einzige Möglichkeit rauszukommen aus der Pandemie, sei eine hohe Impfquote. In Dänemark seien 80 % der Bevölkerung geimpft und deshalb könne man dort nun auf alle Einschränkungen verzichten. Er hoffe, dass die zögerliche Verkündung von Maßnahmen nicht mit Wahlen zusammenhängt, sagte er im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen in Oberösterreich.
Die Europäische Union hat im Kampf gegen das Coronavirus ein wichtiges Ziel erreicht. Nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sind mittlerweile 70 Prozent der Erwachsenen in der Staatengemeinschaft vollständig geimpft. „Das sind mehr als 250 Millionen Menschen, die immunisiert sind“, erklärte die Chefin der Exekutive der EU. Österreich liegt deutlich darunter. Hierzulande waren am Donnerstag 58,3 Prozent vollständig immunisiert – diese Zahl bezieht sich aber auf die Gesamtbevölkerung. Spitzenreiter in Österreich ist das Burgenland mit 66,3 %, Schlusslicht Oberösterreich mit 53,8 %.
Das Covid-19-Prognose-Konsortium, das wöchentlich konsolidierte Kurzfristprognosen zum Verlauf der an Covid-19 erkrankten Personen in Österreich erstellt, nimmt das seit Wochen kontinuierlich nachlassende Impftempo mit Bedauern zur Kenntnis. In einem aktualisierten Policy Brief wird festgehalten, „dass die Impfgeschwindigkeit im Zuge des Sommers 2021 rapide gesunken ist und deutlich unter dem angenommenen Worst Case Szenario zu liegen kam“. In einer Risikobewertung für den kommenden Herbst stellen die Experten zum Status Quo fest: „Wurden im Juni 2021 noch durchschnittlich täglich rund 37.200 Erstdosen an Impfstoffen verabreicht, sank dieser Durchschnitt im August 2021 auf rund 6.100 (also ein Rückgang von etwa 84 %).“
Was die zukünftige Entwicklung betrifft, ist für das Konsortium mittelfristig ausschlaggebend, „ob die mitigierenden Faktoren (Durchimpfungsrate, Durchimpfungstempo und Schutzmaßnahmen) oder die verbreitungstreibenden Faktoren (erhöhte Transmissibilität der Delta-Variante, Effekt der Saisonalität) überwiegen“. Bereits wenige Prozentpunkte mehr in der Durchimpfungsrate könnten „zu einem deutlich früheren Abflachen der vierten Welle führen“. Der Höhepunkt des Medians der täglichen Neuinfektionen lasse sich bei einem Impf-Plafond von 70 % auf ein Drittel der Inzidenzwerte reduzieren, die bei einem Impf-Plafond von 62 % zu erwarten wären, haben die Experten errechnet. Das Covid-19-Prognose-Konsortium setzte sich aus Vertretern der TU Wien, der Medizinischen Universität Wien/Complexity Science Hub Vienna (CSH) und der Gesundheit Österreich GmbH zusammen. (red/APA)