Krankheitsvorbeugung und eine Bilanz von Covid-19-Vakzinen standen am Wochenende im Zentrum des diesjährigen Österreichischen Impftages.
Eine Bilanz von fast drei Jahren Pandemie und neue Erkenntnisse standen im Fokus des Österreichischen Impftages. „Es gibt durch die Pandemie einen enormen Booster in der Impfstoffentwicklung auch für andere Erkrankungen“, betonte Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin an der MedUni Wien. Schlecht seien hingegen Aspekte der Kommunikation zur Covid-19-Impfung zu sehen, „die nicht immer gut gelaufen“ sei. Außerdem kehrten durch entstandene Impflücken andere Erkrankungen zurück, die durch Immunisierungen kontrolliert werden könnten. „Es war die Impfung, die uns letztendlich einigermaßen gut durch die Pandemie gebracht hat“, sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und räumte selbstkritisch ein: „Am Ende hat die Art und Weise, wie die Impfpflicht umgesetzt wurde, unheimlich viel Porzellan zerschlagen, das sehr schwer zu kitten ist.“
Die Technologie der mRNA-Vakzine sei schon rund zehn Jahre lang bekannt gewesen, schnelle Umsetzung für die Covid-19-Vakzine und deren großvolumige Produktion hätten den großen Fortschritt bedeutet, betonte die Virologin Ulrike Protzer (TU München) und räumte ein, dass sich die Öffentlichkeit oft auch zu viel Hoffnungen gemacht habe: „Das sind Covid-19-Impfstoffe. Sie wurden entwickelt, um die Krankheit Covid-19 zu verhindern. Es sind keine SARS-CoV2-Impfstoffe.“ Wie zum Beispiel auch bei anderen Infektionen der Atemwege könne man damit eine Ansteckung nur zum Teil verhüten, hingegen sehr gut Erkrankungen oder schwere Erkrankungen.
Alexander Herzog, Generalsekretär des Branchenverbandes Pharmig wies auf die generelle Bedeutung von Impfungen als präventive Gesundheitsmaßnahme hin: „Impfungen sind mehr als nur ein Instrument zur Bekämpfung von Pandemien oder saisonal auftretenden Virusausbrüchen. Sie können Menschen heute ihr Leben lang vor etwa 20 schweren Infektionskrankheiten und vor einigen damit in Zusammenhang stehenden Krebsarten schützen.“ Anders als für Kinder und Jugendliche gebe es aber in Österreich für Erwachsene kein kostenloses und flächendeckendes Impfprogramm, obgleich das Nationale Impfgremium klare Empfehlungen für wichtige Schutzimpfungen in dieser Altersgruppe gibt. „Auch im höheren Lebensalter, wenn das Immunsystem nachlässt und chronische Erkrankungen vorhanden sind, ist ein kontinuierlicher Impfschutz ein sinnvoller und wichtiger Pfeiler der individuellen Gesundheitsvorsorge.
Derzeit werden weltweit rund 100 neue Impfstoffe erforscht und entwickelt. Davon sind 81 Vakzine für die Anwendung bei Erwachsenen vorgesehen. Etwa 46 Prozent der Impfstoffe in Entwicklung sollen sich gegen Krankheiten richten, bei denen eine Impfung bis jetzt noch nicht möglich ist. Das sind zum Beispiel Vakzine gegen die durch Zecken übertragenen Borrelien oder das Epstein-Barr-Virus, das im Zusammenhang mit Multipler Sklerose stehen soll. Elf Impfstoffkandidaten zielen auf Bakterien ab, die bereits resistent gegen Antibiotika sind, acht Impfstoffe werden als therapeutische Impfstoffe getestet. (red)