Die Mehrheit der vorgeburtlichen Fehlbildungen bleibt unentdeckt. Die Österreichische Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin fordert eine bessere Versorgung.
In Österreich werden nicht einmal die Hälfte aller Fehlbildungen vor der Geburt erkannt. Bei schwerwiegenden Fehlbildungen mit unmittelbarem nachgeburtlichem Handlungsbedarf sind es rund ein Drittel. Von Fehlbildungen betroffen sind circa zwei bis drei Prozent der Schwangerschaften, also rund 2.000 pro Jahr in Österreich. Damit Schwangeren und ihren Kindern die beste Versorgung zukommt, fordert die Österreichische Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (ÖGUM) deshalb die Aufnahme des pränatalen Organscreenings in den Eltern-Kind-Pass. Derzeit werden nämlich nur Basisultraschalluntersuchungen im Pass empfohlen: „Basisultraschall bedeutet die Überprüfung von positiver Herzaktion, altersgerechtem Wachstum, normaler Fruchtwassermenge und normaler Plazentalokalisation. Lebenswichtige Organe wie Gehirn, Herz, Lunge oder Niere werden dabei allerdings nicht systematisch auf Fehlbildungen untersucht“, erläutert Philipp Klaritsch, Leiter der Forschungseinheit für Fetale Medizin an der Meduni Graz und Leiter des Arbeitskreises Geburtshilfe der ÖGUM.
Die am häufigsten vorkommende Fehlbildungen bei Neugeborenen sind Herzfehler. Davon gibt es laut ÖGUM rund 700 bis 800 Fälle pro Jahr. Bleiben sie unentdeckt, steigt das Sterberisiko um das Achtfache und auch die Gefahr von Hirnschäden, Entwicklungsverzögerungen und Nierenversagen steigt deutlich an. Eine vorgeburtliche Diagnose verbessere die Prognose deutlich, sagte Dagmar Wertaschnigg, Leiterin des Pränatalzentrums Fetalmedizin Feldkirch und ÖGUM-Vorstandsmitglied. Die Entbindung erfolge dann in einem Herzzentrum mit Spezialist:innen, die das Kind sofort behandeln. „Bei speziellen Herzfehlern kann sogar eine relativ einfache Operation bereits im Mutterleib durchgeführt werden, um ein Einkammerherz zu verhindern“, erklärt Wertaschnigg. (kagr/APA)