Lockdown, Home-Office, Homeschooling – all diese Pandemie-Maßnahmen rufen laut dem Berufsverband der Österreichischen Fachärzte für Orthopädie (BVdO) mehr und stärkere Rückenschmerzen hervor.
Circa zwei Millionen chronische Schmerzpatienten, zwei Drittel mit Rückenschmerzen, gab es in Österreich laut BVdO-Präsident Ronald Dorotka schon vor Corona. „Die Pandemie hat das nicht verbessert“, stellte er bei einer Pressekonferenz am Montag in Wien fest und riet zu mehr Bewegung. Gründe für Rückenschmerzen seien etwa falsches Sitzen im Home-Office. Das „Sofa als Bürosessel“ erzeuge kein ergonomisches Sitzen, der Laptop am Tisch stehe niedriger als ein PC-Monitor, was zu einem ständigen Nach-Vorne-Neigen des Kopfes – einem „Tech-Neck“ – führe. Außerdem herrsche durch die wegfallenden Wege in die Arbeit ein allgemeiner Bewegungsmangel. All das rufe Verspannungen, Schmerzen und Unwohlsein hervor, erklärte Dorotka. Eine aktuelle Studie habe ergeben, dass Rückenschmerzen auf einer zehnteiligen Schmerz-Skala um einen Punkt stärker ausfielen. Ein Grund dafür sei, dass die Menschen während der Pandemie seltener zum Arzt gingen. Bereits vor der Pandemie sei ein Viertel der Krankenstände auf orthopädische Ursachen zurückzuführen gewesen, wies Dorotka auch auf volkswirtschaftliche Schäden hin.
Eine wirksame Gegenmaßnahme sei ein Mehr an Bewegung. Dorotka nannte Beispiele wie Spazierengehen, Stiegensteigen oder eine Bushaltestelle früher aussteigen und empfahl mäßiges Krafttraining, das auch auf dem Teppich zuhause funktioniere. Im Home-Office sollten Hüfte und Knie im rechten Winkel gebeugt, der Laptop mit Büchern unterstützt auf Augenhöhe angehoben und Bewegungspausen eingelegt werden. Eine gute Idee sei die Anschaffung eines elektrisch höhenverstellbaren Schreibtisches. Auch bei den Kindern, denen der Schul- und Freizeitsport fehle und die zu viel Zeit vor dem Handy verbringen würden, schlug der Orthopäde Alarm. Er appellierte an die Vorbildfunktion der Eltern. (red)