Anlässlich des Weltparkinson-Tages veranstaltet die Österreichische Parkinson Gesellschaft ein Symposium in Wien und stellt den aktuellen Forschungsstand vor.
Rund 25.000 Menschen sind in Österreich von Parkinson betroffen. Heilung gibt es für die Krankheit noch keine, Früherkennung kann aber helfen, die Symptomatik abzuschwächen. Genau in diesem Bereich scheint die Forschung Fortschritte zu machen. Bei einem internationalen Symposium am 11. April in Wien möchte die Österreichische Parkinson Gesellschaft (ÖPG) unter anderem zeigen, welche Frühdiagnostik-Instrumente und krankheitsmodifizierenden Medikamente derzeit entwickelt werden.
„Je früher die Diagnose der Parkinson-Krankheit gestellt werden kann, desto erfolgreicher kann in den Krankheitsprozess eingegriffen werden“, erklärt Walter Pirker, Präsident der ÖPG. Der Fokus aktueller Forschungen läge auf personalisierter Medizin mit gezielten Behandlungen für Menschen mit Parkinson. Neben klassischen Symptomen wie Bewegungsarmut, Zittern, Sprachstörungen und Muskelsteifheit sind mittlerweile andere Merkmale bekannt, die bereits bis zu 20 Jahre vor den klassischen Symptomen auftreten können. Dazu gehören Stimmungsveränderungen mit Tendenz zu Ängstlichkeit oder Depression, Stuhlverstopfung, die sogenannten REM-Schlaf-Verhaltensstörung sowie ein reduziertes Geruchsempfinden. Bei manchen Patient:innen treten in der Frühphase außerdem Schulter-Arm- oder Kreuzschmerzen oder Muskelkrämpfen nach dem Sport auf.
Um eine frühe Diagnose der Krankheit zu ermöglich, wird außerdem an Blut- und Gewebemarkern geforscht. Auch in diesem Bereich macht die Wissenschaft Fortschritte: Das Eiweiß Alpha-Synuklein ist Hauptbestandteil der Ablagerungen, die im Gehirn von Parkinson-Patient:innen gefunden werden und die wahrscheinlich von zentraler Bedeutung für die Entstehung der Krankheit sind. Neue Analysemethoden (protein misfolding cyclic amplification, PMCA und RT-Quick) können pathologisch verklumptes Alpha-Synuklein mit extrem hoher Empfindlichkeit nachweisen – etwas, was bisher kaum möglich war. Das ist aber noch nicht alles: Gleichzeitig sind nuklearmedizinische Methoden (Positronenemissionstomografie) in Entwicklung, mit denen pathologisches Alpha-Synuklein im Gehirn von Patient:innen dargestellt werden kann, was in Zukunft zu einer Erhöhung der Treffsicherheit der Diagnose im Alltag führen könnte. In Entwicklung sind außerdem Impfstoffe gegen Alpha-Synuklein (aktive Immunisierung) und Antikörpertherapien (passive Immunisierung). Studien dazu laufen derzeit auch an österreichischen Zentren.
„Unter den neurodegenerativen Krankheiten ist Parkinson die bei Weitem am besten behandelbar, weil der vielen Symptomen zugrundeliegende Mangel am Neurotransmitter Dopamin durch medikamentöse Zufuhr zum Großteil ersetzt werden kann“, erklärt Regina Katzenschlager, Vizepräsidentin der ÖPG und Vorstand der Abteilung für Neurologie, Klinik Donaustadt in Wien. Die medikamentöse Behandlung könne bei Nebenwirkungen aber angepasst werden. Motorische Wirkschwankungen und Überbewegungen (Dyskinesien) beispielsweise machen Anpassungen der oralen Medikation erforderlich. Die gute Nachricht hier: Der COMT-Hemmer Opicapon, der sehr gute Verträglichkeits- und Wirksamkeitsdaten hat, ist in Österreich seit Kurzem erstattbar. Noch nicht verschreibbar sind hingegen inhalierbares Levodopa und sublinguales Apomorphin. Wenn diese Anpassungen nicht ausreichend wirken, sind tiefe Hirnstimulation, Levodopa-Infusion (neu auch mit COMT-Hemmer) oder Apomorphin-Infusion zu erwägen.
Grundsätzlich ist bei der Behandlung von Symptomen der Parkinson-Krankheit bekannt, dass eine gesunde, mediterrane Diät, Verzicht auf unmäßigen Alkohol-Konsum und vor allem intensives körperliches Training die Entstehung einer Parkinson-Krankheit verzögern und einen späteren Krankheitsverlauf günstig beeinflussen können. (APA/kagr)