Personalengpässe und Corona belasten System wieder massiv

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Es wird immer enger im Gesundheitssystem: Intensivstationen kämpfen mit zuwenig Personal, Kliniken werden bestreikt, Nachtdienste gekürzt, Rettungen kämpfen mit Engpässen.

11.971 Corona-Neuinfektionen sind am Donnerstag von Innen- und Gesundheitsministerium vermeldet worden. Die Zahl der Krankenhauspatienten überstieg indes erstmals wieder die 1.000. Gleichzeitig kommen aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitssystem alarmierende Nachrichten. Die Personalressourcen an den steirischen Spitälern sind etwa so enorm angespannt, dass Intensivpatienten anstatt ins LKH-Uniklinikum Graz ans Klinikum Klagenfurt geflogen werden mußten. KAGes-Chef Gerhard Stark begründete das Vorgehen mit einer unvorhersehbaren Häufung von Unfällen am Wochenende.

Für die steirische Patientenanwältin Michaela Wlattnig ging die bundesländerübergreifende Notlösung auf Versäumnisse von vielen Jahre zurück. „Jetzt muss die aktuelle Führung diese fast unlösbaren Probleme lösen. Wir haben die vorletzte Eskalationsstufe erreicht“, sagte sie gegenüber der „Kleinen Zeitung“. Der steirische Abgeordnete Mario Lindner (SPÖ) warnt indes vor Engpässen im medizinischen Versorgungssystem. Gerade in ländlichen Regionen seien Visiten- und Notärzt:innen oft unter- oder zeitweise sogar unbesetzt. „Seit Juni wird das steirische Notarzt-System umstrukturiert und lässt offensichtlich ländliche Regionen ohne Versorgung zurück.“ Er berichtet von einem 50-jährigen Mann, der verstarb, weil der Notarzt-Stützpunkt in Rottenmann unbesetzt war.

Auch in anderen Regionen wird es eng: In einem den Medien übermittelten Schreiben sowie Positionspapier hatte der Betriebsrat des Roten Kreuzes Innsbruck immensen Druck und hohe Arbeitsbelastung beklagt und vor einem Zusammenbruch des Systems gewarnt. Das Land Tirol reagierte am Donnerstag mit einer Finanzspritze von 500.000 Euro als Sofortmaßnahme. Die zusätzlichen Finanzmittel seien ein „erster Schritt“, sagte Gesundheitslandesrätin Annette Leja (ÖVP). Das gemeinsame Ziel sei es, mittel- und langfristige Lösungen zu finden, um die Situation im Rettungsdienst in Innsbruck nachhaltig zu verbessern.

In Deutschland ist die Situation noch dramatischer. Seit zehn Wochen streiken Beschäftigte an sechs Universitätskliniken in Nordrhein-Westfalen (Aachen, Köln, Essen, Düsseldorf, Bonn und Münster) für bessere Arbeitsbedingungen. Der Ärztliche Direktor der Universitätsklinik Essen, Jochen A. Werner, sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Versorgung sei „massiv“ beeinträchtigt. Der Personalmangel werde durch die Streikmaßnahmen und durch coronabedingte Ausfälle verschärft. Es komme bereits mitunter zu „akut bedrohlichen Situationen“. Um die Lage längerfristig generell zu verbessern, sollen Patient:innen künftig täglich in acht sogenannte Leistungsstufen eingeteilt werden. Vorgesehen sind demnach vier Stufen in der Grundpflege und vier Stufen in der Spezialpflege. Für jede Stufe soll in Minuten festgelegt werden, wie lange für die Pflege gebraucht wird. Spitäler, die das nicht schaffen, müssen mit Kürzungen rechnen. (rüm/ag)