Personalnot in den Spitälern: „Es fehlt an Best-Practice-Beispielen“

© Bernhard-Noll

Ein Ende des „Kaputtsparens“, eine Attraktivierung des Berufs und eine bundesweite Planung – bei einer Enquete der ÖÄK zum Thema Personalnot in den Spitälern stellten Experten ihre Forderungen vor.

Man müsse die Rahmenbedingungen verbessern und den Beruf attraktiveren, vor allem für junge Kolleg:innen – das war der Grundkonsens bei der Enquete „Wie viel Personal braucht das Spital?“ der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) an der MedUni Wien, bei der am Donnerstag fünf Experten aus Spitalswesen, Medizin und Forschung über die Zukunft der heimischen Spitäler referierten und diskutierten. Die Mehrheit der Referenten war sich einig: Die Arbeitsbedingungen für Ärzt:innen sowie in der Pflege sind derzeit, befeuert durch die Pandemie und andere aktuelle Krisen, mehr schlecht als recht. Es sei nicht verwunderlich, dass vor allem junge Kolleg:innen lieber im Ausland arbeiten oder sich ganz gegen einen Berufseinstieg entscheiden. Verbesserte Rahmenbedingungen seien dringend notwendig – das betreffe die Finanzierung, Attraktivität des Berufs sowie derzeitige Ausbildungsmöglichkeiten. Für Johannes Steinhart, Präsident der ÖÄK, steht fest, dass Einsparungen im Gesundheitssystem aufhören müssen. Man müsse darüber nachdenken, ob ein Spital kostendeckend überhaupt führbar sei.

„Ich werde mich immer dafür einsetzen: Wir müssen investieren. Es ist unlogisch, nicht in das Gesundheitssystem zu investieren. In Krisenzeiten geht es den Leuten auch gesundheitlich schlecht. Mit Investitionen im Gesundheitsbereich können viele Folgekosten vermieden werden. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, wir treten für Menschen ein, nicht nur für ökonomische Fragen“, sagt Steinhart. Dass es eine Diskrepanz zwischen ökonomischen Interessen und der tatsächlichen Arbeit mit Patient:innen gibt sowie Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern, zeigt sich durch die Aussagen von Martin Rupprecht, Personaldirektor der Oberösterreichischen Gesundheitsholding GmbH (OÖG), und die Reaktionen darauf. Laut Rupprecht könne man die „schlechte Stimmung in den Spitälern nicht wegdiskutieren“, man sehe aber – anhand von in den vergangenen zehn Jahren gestiegenen Personalständen in den Spitäler der OÖG – „keine Überlastung“. Er würde sich von der Kammer wünschen, „gute Stimmung zu machen“.

Um gute Stimmung zu machen, brauche es Best-Practice-Modelle, die derzeit oft noch fehlten, kontert Harald Mayer, Bundeskurienobmann des angestellten Bereichs der ÖÄK. Er erlebte sehr wohl „punktuellen Personalmangel“ und möchte durch einen Zehn-Punkte-Plan gegen den „drohenden Ärzt:innenmangel“ zeigen, wo es überall Verbesserungsbedarf gibt. Junge Leute wollen nicht mehr 80 Stunden arbeiten, es brauche flexible und familienfreundliche Arbeits- und auch Ausbildungsmodelle – eine Forderung, die auch von Markus Müller, Rektor der MedUni Wien, und Werner Fischl, Geschäftsführer der PremiQaMed Privatkliniken, unterstützt wird. Um die aktuellen Herausforderungen zu meistern braucht es laut den Experten mehr Zusammenarbeit: Steinhart betont, dass es wichtig sei, bundesweit zu denken und auch gemeinsam zu planen, um vor allem die während der Pandemie „aufgetretene Risse“ zu kitten. Die Ärztekammer sei offen für Dialoge, betont er. (kagr)