Pflegekräfte sollen unter die Schwerarbeitsverordnung fallen – die Regierung will damit psychische und körperliche Belastungen stärker anerkennen. Die Reaktionen darauf waren unterschiedlich.
Mit 1. Jänner 2026 sollen Pflegekräfte offiziell in die Schwerarbeitsverordnung aufgenommen werden. Das gaben Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) und ÖVP-Klubobmann August Wöginger am Dienstag bekannt. Sie betonten, dass dieser Schritt mehrfach von Betroffenen und Gewerkschaften gefordert wurde und auch Teil des Regierungsprogramms ist. Wer 45 Versicherungsjahre sowie in den vergangenen 20 Jahren mindestens zehn Jahre Schwerarbeit nachweisen kann, soll mit 60 Jahren in Pension gehen dürfen. Dafür sind 40 Millionen Euro budgetiert. Schumann rechnet damit, dass „jede zweite Person, die dann in Pension geht“, von der Regelung profitiert.
Die Definition von Schwerarbeit soll gleichzeitig erweitert und präzisiert werden. So sollen künftig psychische und Mehrfachbelastungen berücksichtigt und die Arbeitsleistung anhand von Stunden statt Tagen bewertet werden. Auch die bisherige Praxis, körperliche Belastung über den Kalorienverbrauch zu definieren, wird hinterfragt. Die Maßnahme sei laut Schumann und Wöginger „ein Zeichen des Respekts“ gegenüber Pflegekräften, die oft unter enormem Druck, unregelmäßigen Arbeitszeiten und Personalengpässen arbeiten. Studien zufolge leiden 60 Prozent der Pflegekräfte unter psychischer Belastung und fast die Hälfte an Rückenschmerzen.
Die Reaktionen auf die geplante Regelung fallen unterschiedlich aus. Unterstützung kommt von Arbeiterkammer, Volkshilfe und mehreren Gewerkschaften, die zusätzliche Anpassungen fordern – etwa die Anrechnung von Ausbildungszeiten. Auch Carolin Astner, Initiatorin einer Petition zum Thema mit über 194.000 Unterschriften, zeigte sich erfreut. Kritik kam dagegen von der Opposition: Die FPÖ sprach von einem „Hohn“, die Grünen von einer „Mogelpackung“. Sie bezweifeln, dass viele Pflegekräfte die geforderten 45 Versicherungsjahre bis zum 60. Lebensjahr erreichen können. (red/APA)