Um Lieferengpässe zu vermeiden, sollen wichtige Arzneimittel gelagert werden. Das Ministerium hat nun die Verordnung dazu vorgelegt. Die Pharmaindustrie legt sich quer.
Rund 700 versorgungskritische Arzneimittel sollen künftig von der Pharmaindustrie eingelagert werden, und zwar jeweils für einen Bedarf von vier Monaten – die EU-Kommission habe die entsprechende Bevorratungs-Verordnung des Gesundheitsministeriums nun genehmigt, wie Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) in einer Aussendung mitteilte. Den entsprechenden Verordnungsvorschlag für die „mittelfristig wirksame Maßnahme“ gibt es schon seit Anfang des Jahres. Neben Medikamenten gegen Erkältungssymptome zählen dazu auch Schmerzmittel und Antibiotika, aber auch Präparate für chronische Herz-Kreislauf- oder Lungen-Erkrankungen. Die Lager sollen in den kommenden Monaten gefüllt werden, sodass die Medikamente bereits in diesem Winter zur Verfügung stehen. Um den vollen Lagerstand zu erreichen, habe die Industrie zehn Monate Zeit. „Wir stellen damit sicher, dass es zu keinem Versorgungsengpass im Winter kommt“, wird Rauch zitiert. Die Kosten, die der pharmazeutischen Industrie durch die erhöhte Arzneimittelbevorratung entstehen, können auf Antrag durch das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) erstattet werden, hieß es.
Obwohl die geplante Verpflichtung schon seit Jänner bekannt ist, legt sich der Verband der pharmazeutischen Industrie (Pharmig) nun quer. Für Generalsekretär Alexander Herzog ist die Verordnung „eine gut gemeinte Maßnahme. Sie ist aber aus unserer Sicht nur bedingt zielführend“, erklärte Herzog im Ö1-Morgenjournal. Für den kommenden Winter werde sie keine Folgen haben, weil die pharmazeutische Industrie eine Vorlaufzeit von fast einem Jahr für die Bereitstellung neuer Produkte habe. „Falls es eine Auswirkung haben sollte, ob die negativ oder positiv ist, werden wir sie voraussichtlich erst im übernächsten Winter sehen.“ Die pharmazeutische Industrie habe die Produktion ohnehin schon „bis zum Anschlag hochgefahren“. Das Problem sei daher nicht die Produktion, sondern die Verteilung. Die Versorgung könne nur europaweit gelöst werden – was vom Gesundheitsministerium sowieso so geplant war: Rauch betonte, dass es langfristig eine europäische Lösung erfordere, die alle Mitgliedstaaten gleichermaßen absichere. „Das werde ich in Brüssel weiterhin einfordern“, meinte der Minister. (red/APA)