Langzeitschäden nach einer Corona-Erkrankungen sind nach wie vor ein großes Problem. Die Leiterinnen des neuen Referenzzentrums für postvirale Syndrome stellen Forderungen an die Politik.
Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie sorgt das Virus weiterhin für Probleme. Auch wenn schwere akute Verläufe wesentlich seltener vorkommen, sind es nun die Langzeitfolgen einer Infektion, die Sorge bereiten, wie die Leiterinnen des Referenzzentrums für postvirale Syndrome an der MedUni Wien betonen. Kathryn Hoffmann und Eva Untersmayr-Elsenhuber fordern von der Politik daher mehr Forschung, Budget und Behandlungsstellen für Long beziehungsweise Post Covid bis hin zu ME/CFS. Langfristige Folgeschäden würden laut den Expertinnen, „vor allem auch nach milden oder moderaten akuten Infektionen“ auftreten. Dies gehe von einer deutlichen Risikoerhöhung unter anderem für Herzinfarkte, Thrombosen, Schlaganfälle, Diabetes, Autoimmunerkrankungen, demenziellen Erkrankungen bis hin zu postakuten Infektionssyndromen (PAIS) wie dem posturalen Tachykardiesyndrom POTS und ME/CFS. „Leider zeigt Studie um Studie, dass dieses Problem anhält und sich durch Reinfektionen weiter zuspitzt“, erklärte Hoffmann.
Die gute Nachricht sei, dass das Post-Covid-Syndrom einerseits mit der Impfung bedeutend zurückgegangen ist, und auch die neueren Varianten weniger häufig ein Post Covid-Syndrom induzieren, ergänzte Untersmayr-Elsenhuber. Dennoch können Patient:innen nach wie vor bei einer SARS-CoV-2-Infektion diese Langzeitfolgen entwickeln. Gleichzeitig ist man nach einer Corona-Infektion anfälliger für andere Erreger. „Meiner Meinung nach haben die Medizin, die Politik und die Gesellschaft das Problem trotz einiger Bemühungen und erster wichtiger Schritte in letzter Zeit noch nicht ausreichend erkannt“, kritisiert Hoffmann. „Denn sonst würde bereits in großem Stil in Prävention bezüglich sauberer Luft in Innenräumen und Behandlung investiert.“ Weil nicht nur Betroffene, sondern teilweise auch medizinisches Personal die Beschwerden oft nicht zuordnen kann, betont Hoffmann die Wichtigkeit von Aus- und Weiterbildungen für Gesundheitspersonal, die auch im Referenzzentrum stattfinden. Auch im Medizinstudium müsse das Thema PAIS Niederschlag finden, um Fehldiagnosen zu vermeiden.
Von einer künftigen Bundesregierung wünschen sich die Expertinnen, dass die Versorgung der Patient:innen, „so wie es jetzt in der vorigen Periode bereits initiiert wurde, weiterverfolgt und ernst genommen wird“, sagte Untersmayr-Elsenhuber. Natürlich gehe es dabei immer auch ums Geld, „weil Anlaufstellen werden etwas kosten, wenn man versucht, das bestmöglich umzusetzen“. Auch vermehrte Forschungsförderung ist den Referenzzentrums-Leiterinnen ein Anliegen. Untersmayr-Elsenhuber betonte auch die Folgen, wenn diese Felder nicht angegangen werden: „Es kostet auch etwas, wenn man die Patient:innen nicht versorgt oder wenn die Patient:innen im Gesundheitssystem immer wieder verschiedensten Stellen anlaufen und dann eben nicht adäquat versorgt sind.“ Und man müsse auch überlegen, was es volkswirtschaftlich bedeutet, wenn man diese Patient:innen im Arbeitssystem verliert. (red/APA)