Prävention: Finanzielle Anreize als Zukunftsmodell?

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Die Sozialversicherung der Selbstständigen setzt auf positive Anreize im Hinblick auf Prävention. Das zeige Wirkung hört man aus der SVS. Kommende Woche liegt der Fokus auf Zahnmedizin.

Die Zukunft im Gesundheitswesen könnte in Anreizen für Prävention liegen. Zumindest die SVS verfolgt solche Modelle bereits und auch in der ÖVP gibt es starke Befürworter für „zartes Nudging“. Der Begriff kommt aus der Verhaltensökonomie und steht übersetzt für „Anstoßen“ oder „Stupsen“ (Nudging). Das Prinzip: man bewegt jemanden oder eine Gruppe auf mehr oder weniger subtile Weise dazu, etwas Bestimmtes einmalig oder dauerhaft zu tun oder zu unterlassen. Dabei können Voreinstellungen und Standards (Defaults) ebenso zum Einsatz kommen wie Produktinformationen und Warenpräsentationen. Angestrebt wird eine Verhaltensänderungen. Bekannteste Beispiele: wenn Gesundes in einer Kantine in Griffnähe ist, Süßes dagegen nicht. Oder wenn eine Fliege in einem Urinal abgebildet ist und Männer beim Urinieren auf sie zielen.

Die SVS versucht es weniger subtil und mit kleinen finanziellen Anreizen und verbessert so offenbar die Teilnahme an der Gesundheitsvorsorge. Diesen Nachweis hat der Generaldirektor der Sozialversicherung der Selbstständigen (SVS), Alexander Biach, am Donnerstag bei den Praevenire Gesundheitstagen in Eisenstadt angetreten. So brachte bei den SVS-Versicherten ein 100-Euro-Bonus 2023 um 41 Prozent mehr Teilnahme bei Vorsorgeuntersuchungen. „Wir haben bei der SVS gedacht, dass es finanztechnisch klüger ist, etwas voraus in die Vorsorge zu investieren, um vielleicht später etwas in der Therapie zu sparen. Immerhin haben wir in Österreich einen Pflegebedarf von rund 25 Prozent bei den über 65-Jährigen, in den skandinavischen Ländern sind es acht Prozent“, sagt Biach, ehemals auch Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger.

Vor rund einem Jahrzehnt begann man deshalb bei der SVS mit einem neuen Programm. Zunächst konnten Versicherte nach Absolvierung einer Vorsorgeuntersuchung, nach einer Vereinbarung von fünf Gesundheitszielen mit dem behandelnden Arzt und deren Erreichen nach sechs Monaten ihren Selbstbehalt von 20 auf zehn Prozent reduzieren. Bei Anwerben eines weiteren SVS-Versicherten konnte das auf fünf Prozent verringert werden. Es folgte der „SVS-Gesundheitshunderter“ für die Teilnahme an Gesundheitsförderungsprogrammen zur Bewegung, Ernährung, mentale Gesundheit, Entspannung und Körperarbeit sowie Rauchstopp.

2022 gab es dann 100 Euro Gutschrift für die Teilnahme an dem Programm „Geimpft gesünder“. Biach: „Hier konnten wir rund 24.000 solcher Nudges setzen.“ Den größten Erfolg aber hatte man bisher im Jahr 2023. Da gab es einen Bonus von 100 Euro bei Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen für Erwachsene, Kinder und Jugendliche. „Wir haben 236.000 Hunderter auszahlen können. Das waren um 41 Prozent mehr Vorsorgeuntersuchungen bei Erwachsenen und um 111 Prozent mehr bei Kindern und Jugendlichen”, bilanzierte der SVS-Generaldirektor. Rund 50 Prozent der Teilnehmer:innen hatten in den vorangegangenen Jahren nie teilgenommen. „Wir glauben, dass dieses Nudging eine effektive Möglichkeit darstellt, die Inanspruchnahme solcher Maßnahmen zu erhöhen. Wir glauben, dass wir es damit richtig gemacht haben. Nudging wirkt übrigens unabhängig von Bildung, Alter und Geschlecht“, sagt der SVS-Generaldirektor. Auch auf die Höhe eines solchen finanziellen Anreizes komme es wahrscheinlich nur in geringem Ausmaß an.

Der nächste Schritt wird kommende Woche gesetzt: „Mit dem ‚Tag der Zahngesundheit‘ stärken wir das Präventionsbewusstsein der Selbständigen und machen im Rahmen unserer Aktion ‚Gemeinsam lächeln‘ auf die Bedeutung der Zahngesundheit aufmerksam“, sagt SVS-Obmann Peter Lehner. Der „Tag der Zahngesundheit“ findet zwischen 14. und 17. Oktober in den Landesstellen der SVS statt. „Gemeinsam lächeln“ ist die Präventionsinitiative der SVS im Jahr 2024. „Alle Versicherten, die in diesem Jahr zum Zahnarzt gehen, erhalten einen 100-Euro-Bonus“, erklärt Lehner und führt weiter aus: „Der 100-Euro-Bonus ist für den Versicherten ein Anreiz, sich mit der eigenen Gesundheit aktiv auseinanderzusetzen, Eigeninitiative und Eigenverantwortung wahrzunehmen.“ Der Bonus kann 2024 einmalig für zahnärztliche Behandlungen in Anspruch genommen werden. Er gilt für alle, die bei der SVS krankenversichert sind sowie für ihre mitversicherten Angehörigen. (red)