Probleme und Chancen in der Krebsversorgung 

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Der Weltkrebstag rückt den aktuellen (Zu-)Stand der Krebsvorsorge und -versorgung in Österreich ins Scheinwerferlicht. Was in der Prävention fehlt, wird in der Forschung wettgemacht. 

Anlässlich des Weltkrebstages erinnerten die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) sowie die Sozialversicherung der Selbstständigen (SVS) an zahlreiche kostenlose Vorsorgeangebote in Österreich. Wie RELATUS MED berichtete, startete Letztere dazu kürzlich eine Awareness-Kampagne, bei der SVS-(Mit-)-Versicherte heuer einmalig 100 Euro ausgezahlt bekommen, wenn sie eine Krebsvorsorgeuntersuchung machen lassen. Auch ÖÄK-Präsident Johannes Steinhart appellierte an die Bevölkerung, Vorsorgeangebote wirklich anzunehmen. Steinhart und der Präsident der Österreichischen Krebshilfe Paul Sevelda warnten außerdem davor, dass eine immer höher werdende Anzahl an Krebspatient:innen das österreichische Gesundheitssystem belastet. Es brauche mehr Ärzt:innen in der Onkologie, sowie einen Ausbau von zertifizierten Zentren, die sich auf einzelne Krebsarten spezialisieren, fügte Sevelda hinzu, der zusätzlich noch an die HPV-Impfung erinnerte.

Auch die Ärztinnen- und Ärztekammer für Niederösterreich meldete sich zu Wort und betonte die Wichtigkeit der kostenlosen Gesundenuntersuchung in der Früherkennung und Prävention von Krebs. Niederösterreich ist bei diesem Angebot österreichweites Schlusslicht – mit Abstand. Nur rund 7,3 Prozent nutzten dort 2023 das Angebot. Zum Vergleich: Die nächstniedrigste Quote lag mit 12,2 Prozent in Vorarlberg, mit 23,2 Prozent waren die Kärnter:innen die vorsorgefreudigsten Österreicher:innen. Bundesweit machten rund 14,5 Prozent der Österreicher:innen eine Gesundenuntersuchung, wie aktuelle Zahlen der Statistik Austria zeigen.

In Österreich erkranken jährlich etwa 45.000 Menschen an Krebs, wobei Darm-, Lungen-, Brust- und Prostatakrebs zu den häufigsten Diagnosen zählen. Rund 40 Prozent der Betroffenen sind im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 65 Jahren. Nach einer Krebsdiagnose stehen Betroffene vor der Herausforderung wieder in den Alltag zurückzufinden. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Rückkehr an den Arbeitsplatz, in Österreich ist knapp ein Viertel der von Krebs Geheilten ist nicht mehr berufstätig. Die Uniqa-Tochter Mavie Work setzt deshalb den Fokus auf psychosoziale Beratung für Erkrankte und Angehörige, um Belastungen einer Krebserkrankung und den Wiedereinstieg in das Berufsleben zu bewältigen.

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Enorme Fortschritte in der Immuntherapie könnten Krebs in Zukunft zu einer chronischen und nicht mehr tödlichen Krankheit werden lassen – RELATUS MED berichtete. Eine Form der Immuntherapie, bei der es in den vergangenen Jahren deutliche Verbesserungen gab, ist die CAR-T-Zell-Therapie, die im AKH Wien eingesetzt wird. Laut Statistik Austria sind 63 Prozent der Menschen, die zwischen 2015 und 2019 eine Krebsdiagnose erhalten haben, fünf Jahre später noch am Leben. Im Vergleich dazu lag die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate für den Zeitraum 2010 bis 2014 bei 61 Prozent – die Überlebenschancen steigen also. Eine Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen der Pharma-Industrievertretung Pharmig aus dem Jahr 2023 zeigt darüber hinaus, dass mehr als ein Drittel ihrer gesponserten klinischen Forschung auf das Thema Krebs entfällt. Allein in den vergangenen drei Jahren wurden 60 neue Krebsmedikamente zugelassen, darunter 25 mit neuen Wirkstoffen. Im Jahr 2024 hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) in ihrem Bericht die Zulassung von 28 Krebsmedikamenten empfohlen. Außerdem befinden sich weitere Medikamente befinden sich derzeit in der Entwicklung. An der Universität Luzern in der Schweiz wollen Forschende beispielsweise derzeit mit Künstlicher Intelligenz die Entwicklung neuer Krebsmedikamente beschleunigen. (kagr)