Eine Krebserkrankung erfordert neben der fachmedizinischen Betreuung zunehmend psychische Begleitung. Hier stehen Patienten oft allein oder suchen Hilfe bei ihrem Hausarzt. Die Krebshilfe fordert nun mehr Hilfe.
Im Jahr 2019 sind in Österreich 41.775 Krebsneuerkrankungen festgestellt worden. Die häufigsten Tumore betrafen Prostata, Brust, Lunge und Darm, diese machten etwa die Hälfte der Diagnosen aus. Bei rund 20.300 Personen führte 2019 eine Krebserkrankung zum Tod. Das relative Fünf-Jahres-Überleben liegt bei 61 Prozent, aber immer mehr Menschen leben mit Krebs, berichtete die Statistik Austria am Donnerstag. Anfang 2020 waren es 375.749 Personen – fast vier Prozent der Bevölkerung.
„Bei einem Fünftel der Betroffenen (20,4 Prozent) wurde die Diagnose in den drei Jahren zuvor gestellt, fast die Hälfte der Betroffenen (46,7 Prozent) lebt bereits mehr als zehn Jahre mit Krebs“, erläuterte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in einer Aussendung im Vorfeld des Weltkrebstages am 4. Februar. In den vergangenen zehn Jahren nahm die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen von rund 39.000 auf etwa 42.000 zu. Dementsprechend steigt die Krebsprävalenz (die Anzahl der mit Krebs lebenden Personen an einem bestimmten Stichtag) seit Jahren kontinuierlich an.
Rund ein Drittel aller Krebspatienten erkrankt aufgrund der Diagnose und der damit massiv veränderten Lebenssituation auch an Ängsten und Depressionen. Die Corona-Pandemie verstärkte die Last der Betroffenen. Die Österreichische Krebshilfe bietet ihnen psychologische Hilfe, ist aber aufgrund der gestiegenen Nachfrage an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Daher fordert die Organisation nun die rasche Umsetzung von psychologischer Hilfe auf Kassenkosten.
„Ängste und depressive Zustände verstärken sich durch oft monatelange soziale Isolation, die Befürchtung, zusätzlich an Covid-19 zu erkranken, oder durch verzögerte Behandlungsabläufe, um Spitalsbetten für Covid-19-Patientinnen und -Patienten freizuhalten“, beschreibt Krebshilfe-Präsident Paul Sevelda die Situation der Betroffenen. Verunsicherte Patienten würden sich daher seit Beginn der Corona-Pandemie dringlicher denn je an die über 60 Beratungsstellen der Österreichischen Krebshilfe wenden, um schnelle, wirksame und kostenlose Hilfe zu bekommen, wurde in der Aussendung geschildert. „Ein Umstand, der unsere Kapazitäten mittlerweile personell wie finanziell absolut sprengt“, berichtete Krebshilfe-Wien Geschäftsführerin Gaby Sonnbichler. Die derzeitige Gesetzeslage schließt aktuell psychologische Interventionen via eCard aus. Das bedeutet laut Beate Wimmer Puchinger, Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen (BÖP), dass österreichweit rund 400.000 Krebspatienten und „zigtausende andere psychisch schwer belastete Menschen“ der Zugang zu psychologischen Unterstützungsleistungen unmöglich gemacht wird. (rüm)